Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 130
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GESCHLECHTSLEBEN
tend geringere Verbreitung (es ist auch auf schwed. Gebiet nur aus
Jåmtl. bezeugt) låsst darauf schliessen, dass es — obwohl durch C hr.
Jensøn 1646, Pontoppidan 1749 und Wille ca. 1780 rel. friih be-
zeugt26 — erst verhåltnismåssig spåt, im Zuge der auch sonst spiirbaren
jungeren Tendenz, fur die Brunst der weiblichen Tiere Verben zu ge-
brauchen (vgl. schon § 33), aufgekommen ist. Es ist deshalb damit zu
rechnen, dass die ’Verbalisierung’ an verschiedenen Orten selbståndig
eingetreten ist, so dass nicht fur alle der zT. weit auseinanderliegenden
Gebiete, in denen das Verb heute vorkommt, ein urspriinglicher Zusam-
menhang angenommen werden muss. Das hauptsåchlichste Verbreitungs-
gebiet, das auch durch Aasen (’Bergens Stift’) bezeugt ist, ist die
nordliche Hålfte Westnorwegens von Bergen iiber Nordwest-Hord.,
Sogn, Sfj., Nfj. bis und mit S-Møre. Fur den Tr. darf iiber die heute
hier auftretenden Streubelege27 hinaus eine stårkere Verbreitung des
Verbs wohl aus der Wendung sauen er i blessen, bressen erschlossen
werden (vgl. § 38), so dass immerhin ein urspriinglich zusammenhån-
gendes Gebiet, das wenigstens von N-Hord. bis Jåmtl. reichte, ver-
mutet werden darf. Ein kleines Gebiet mit wohl selbståndig entwickeltem
Vb. blesma besteht ausserdem in Vestf. mit angrenzenden Teilen von
Tel. und unterem Busk.28.
Wichtigster Typus in Sudnorwegen ist fljuga (flyga, fløga, fluga, fly),
eigentlich »fliegen«, dann »laufen, springen«. Das Wort erscheint, auf
brunstige Auen und Ziegen bezogen, etwa siidlich einer Linie, die långs
den Grenzen Hord./Sogn o.F. (unter Einschluss von Aurland = Sogn
o.F. 10) und Busk./Oppl. nach dem unteren Hall. und von da zur
Sudkiiste im mittl. Vestf. verlåuft, doch ist dieses Gebiet im Innern zT.
stark durchbrochen: in Hord. vor allem durch -galen, in Ro g. ausser-
dem durch laupa, im Grenzgebiet Rog./V-Agd. durch das Adj. blesma29.
Alle weiblichen Haustiere zusammengenommen, ist fljuga »brunstig sein«
etwas weiter verbreitet, aber es ist doch im wesentlichen auf das Gebiet
26. S. NO I 699.
27. Sie lassen sich noch durch Belege aus S-Tr. Roan, Stoksund; N-Tr. Snåsa,
Stjørdal in NO I 699 ergånzen.
28. Die generelle Angabe ’Tel.’ bei Ross låsst vielleicht hier auf fruher etwas weitere
Verbreitung schliessen.
29. Einige Belege, die sich einigermassen deutlich nur auf die Paarung beziehen,
wurden nicht in die Karte aufgenommen: Oppl. 7,9; Hord. 10, auch N-Tr. 5.
Dagegen wurden, wie bei laupa (S. 92, Anm. 24), die Angaben ho vil fljuga =
Brunst / ho flygier) = Paarung berlicksichtigt.