Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Qupperneq 133
BRUNST DER SAU
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(Karte 14) von nicht geringem Interesse. Da zu dem von Kuh, Au und
Ziege her bekannten West/Ost-Gegensatz zwischen verbalen und adjek-
tivischen Typen hier ein scharfer und sicher alter Nord/Siid-Gegensatz
zwischen den beiden adjektivischen Haupttypen hinzutritt, ergibt sich
im wesentlichen eine klare Dreiteilung des norw. Sprachgebiets, die weit-
gehend jener Einteilung in ’norden-, vesten-’ und ’søndenfjeldsk’ ent-
spricht, die Aasen schon 18482 vorschlug (vgl. das Schlusskap.).
Als åltester Typus hat hier — obwohl im Anord. nicht belegt — das
Adj. bøl3 zu gelten, da es in keiner allgemeinern Bedeutung bezeugt ist
und sich an keine andern nord. Worter anschliessen, sondern nur direkt
auf eine idg. Wurzel zuriickfiihren låsst. Die weit iiberwiegenden Schrei-
bungen mit ø und die gelegentlich mitgeteilten Formen 'bol' (Møre
o.R. 17b; N-Tr. 16; Troms 7), 'bål' (Møre o.R. 18), 'bæl' (S-Tr. 2),
’baul' (S-Tr. 7), 'bæ(ø)l' (N-Tr. 2), [bvl] (N-Tr. 6), [bol] (Hedm. 19) lassen
sich, wie schon Torp4 richtig gesehen hat, in urspriinglichem byl, einer
i- oder ya-B ildung zu schwundstufigem *bhl- zu idg. *bhel- »aufblasen,
aufschwellen, sprudeln, strotzen« (vgl. blesma/blæsma § 38), vereinigen5.
Das Wort erscheint heute in sozusagen geschlossener Verbreitung nord-
lich einer Linie nordl. Østerd. (Hedm. 14,19) - Dovrefjell - Romsdal
bis hinauf nach Troms. Einzig in Salta (Nordl. 11-13) ist das Ver-
breitungsgebiet durch jungeres galt(é)-, gris(e)galen sowie die auf der
Karte nicht eingezeichneten, weil vereinzelten tidig (Nordl. 11b), laus
(Nordl. 11b, 12a), ho renn(er) (Nordl. 11a), ho har rida (Nordl. 12a)
stårker durchbrochen, und in Troms tritt das Wort uberhaupt nur
noch vereinzelt auf (ausser in Troms 6 einmal von der brunstigen Katze
2. Aasen, Gr. S. 215.
3. Vereinzelt bøld lt. OS 43 in S-Tr. 12 neben bøl (im Anschluss an das Part.Prat.;
vgl. ålø(y)gd); in N-Tr. 10 bålå, wohl< *bok>d (vgl. das Vb. bola § 44). Nur ver-
einzelt ist hier purka er i bøl(e)n.
4. S. 33.
5. Zu bol, bål<byl vgl. Ross NB. 1X44,X 57; Larsen, Oversigt S. 88; Reitan, Vokal-
avrunding SS. 202/4.208. 'bæl' diirfte als tø/aufzuf assen sein, ebenso wohl auch 'baul'
(mit leicht diphthongischem Charakter); zu ’bæ(ø)l' vgl ,fæ(ø)l <fyl am gleichen Ort;
bvl in N-Tr. 6 istoo/z?/<fyl, ebenso bol He d m. 19cofbl. ø<o ware zwar gelegentlich
moglich (vgl. zB. Skånlund, Saltam. § 76: hdt<hol neben tål<pol, auch Riks-
heim, Vefsnm. § 39,4), doch ist altes o in Trøndelag und Nordnorwegen
meist durch einen o-Laut vertreten; vgl. Ross NB. IX 44, X 57; J. Reitan,
aaO. S. 203; Oissen, Brønnøym. § 133; Riksheim, Vefsnm. § 39,2; Christi-
ansen, Gimsøym. §§ 91,1; 92,4 sowie § 89. — Vollig verfehlt ist der Ansatz
*bhdl-, im Ablaut zum Vb. bala, bei Pokorny I 121 (iiber das Verb s. § 44).