Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 134
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GESCHLECHTSLEBEN
in Troms 7), was jedoch seinen Grund in der geringen Bedeutung der
Schweinezucht im åussersten Norden hat6. Wåhrend sich bøl auch
anhand der Worterbucher und ålteren Wortersammlungen nicht iiber
das trondisch-nordnorw. Gebiet hinaus nachweisen låsst (schon Le em
lokalisiert es mit ’Trundhiems Stift’) und auch im Isl. und Får. vollig
fehit, låsst es sich iiber ganz Nordschweden (Norrb., Våsterb.,
Lappl. [Vilhelmina], Ångml., Medp., Hålsl., Gåstr., Jåmtl.,
Hårjed., Dalarna) bis hiniiber nach Finnland (Åland, Pargas) ver-
folgen7 und erscheint so als ein typisch nordskand. Wort. Es wird auf
dem ganzen Gebiet heute fast durchwegs nur von der brunstigen Sau
gebraucht und schon Leem kennt es nur in dieser Verwendung, doch
scheint es, wenn wir Rietz’ Angabe ’om suggor och kor’ Glauben
schenken durfen, fruher wenigstens in Schweden einen etwas weiteren
Bedeutungsumfang gehabt zu haben. Obwohl heute im siidlichen Nor-
wegen jede Spur des Wortes fehit, wåre es denkbar, dass es in einer
weit zuriickliegenden Zeit einmal etwas weiter nach Silden gereicht hat,
da die in diesem Gebiet herrschenden Typen od und fljuga sicher junger
sind. Doch ist damit zu rechnen, dass hier der nur noch resthaft vor-
handene, aber sicher sehr alte Typus ræda, ræden einst bedeutend weiter
verbreitet war (s. § 43).
43. Dass od [ø]<anord. 6å(r), eigentlich »toil, rasend; heftig, ungestiim«8,
der Haupttypus Ostnorwegens, rel. jung ist, zeigt die Tatsache, dass
es auf Spezialisierung einer noch in der anord. Uberlieferung allein-
herrschenden allgemeinen Bedeutung beruht. Noch das Isl. und Får.
kennen fast nur die allgemeinere Bed. von »rasend, toli« und nur ganz
sporadisch und sicher unabhångig vom Norw. die spezielle Verwendung
von brunstigen Tieren: Isl. 44 nennt 66 fiir die brunstige Kuh, hlaupod
fur die brunstige Au; Får. 4 66 eftir tarvi, brundi. Auch im Norw. muss
6. Nach Angaben der Arbeitsstelle von Norsk jordbruksleksion, Oslo, gab es 1939
in Troms fylke 1527, in Finnm. 430 Schweine, dagegen in den flåchenmassig
so viel kleineren Provinzen Østf. und Akersh. 34 562 bzw. 49 763!
7. S. Rietz 70a; Lindgren, Burtråsk S. 16; Nordlander, Multrå S. 14 (nur von
Månnern); Hellbom, Medelpad S. 92; Vendeil 107a, femer handschriftliche
Belege fiir Dalarna (DMO), Hårjed. (Hede), Lappl. (Vilhelmina), Norrb.
(Norrfjården), Ångml. (Hogsjo), Hålsl. (Delsbo, Fårila, Ljusdal), Gåstr.
(Hedesunda), Jåmtl. (Åre) in ULMA. Inwiefern den rel. zahlreichen schwed.
Formen mit o, a> uå. unumgelautetes bol zugrunde liegt, kann ich anhand der zur
Verfiigung stehenden Hilfsmittel nicht entscheidén.
8. Vgl. Fritzner II 866.