Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 142
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GESCHLECHTSLEBEN
zungen handelt, grundsåtzlich doch schon auf die Zeit vor der islån-
dischen Landnahme zuruckgehen17.
47. Nun gibt es freilich in Norwegen fur die tråchtige Stute noch einen
weiteren Typus, dem zweifellos ebenfalls betråchtliches, ja noch hoheres
Alter zuzusprechen ist: doper, dobbel.
Die Form doper (dopper, dåper, dåber, dobe) kommt lt. FB vor allem
im inneren Hord. von Hard. bis zur Grenze gegen Sogn, vereinzelt
auch im nordwestl. und im siidlichsten Ro g. vor und ist Fem. zu daper,
das Aasen und Ross in der Bed. »traurig, niedergeschlagen« aus
Agder, Ross ausserdem in der Bed. »schwach, matt« aus V-Agd.
Fjotl. kennen und das als dap{u)r »traurig; schwach (zB. von Augen)«
auch aus dem Anord. und dem Nisl. bekannt ist18. Da eine Ausgangs-
bedeutung »schwach an Kraften, Gesundheit« bei einem Wort fur »tråch-
tig« wenig wahrscheinlich ist, ist es wohl direkt an die Bedeutung der
zugrunde liegenden Wurzel idg. *dheb- »dick, fest, gedrungen«19 anzu-
knupfen. Ist dies richtig, dann haben wir es hier, weil eine entsprechende
Bedeutung aus dem Anord. nicht mehr iiberliefert ist, mit einem sehr
alten Typus zu tun, wofiir wohl auch der Umstand spricht, dass sich
Spuren einer entsprechenden Bed. »schwanger« anscheinend auch im
Får. finden20.
Fiir ein gewisses Alter spricht auch die Umbildung zu dobbel {dobel,
dobl), dåbel, dåbbel, dubbel im Anschluss an das bedeutungsmåssig
nahestehende Adj. dobbel, dubbel »doppelt«, die schon durch Ross be-
zeugt wird und damit zeigt, dass das Wort schon seit långerer Zeit
sprachlich isoliert ist. Formen auf -/ sind heute in fast ganz Ro g. mit
westl. V-Agd. und S-Hord. im Gebrauch, also grosstenteils in dem
Gebiet, in welchem die Lenisierung p > b die lautlichen Voraussetzungen
fiir den Anschluss an dobbel schuf, haben jedoch im Norden noch etwas
dariiber hinausgegriffen21. Dass sie trotz der von Ross 118 herange-
17. Vgl. iiber das Alter soleher zusaramengesetzter Typen K.-H. Dahlstedt, SvLm.
1960: 215.
18. Zum u-Umlaut in der Femininform im Norw. vgl. Widmark, U-omljudet S. 250.
Die von Ross fiir Jæren angegebene Form mit -a- wird durch das FB nicht be-
ståtigt.
19. Vgl. Pokorny I 239; Johannesson, Et.Wb. 510 f.; De Vries 73; Torp 56.
20. In dem Ausdruck duid eru døpur mein (JM, 1. Aufl., S. 51).
21. Zur Grenze zwischen p und b in Rog. vgl. Christiansen, No.Dial. S. 183;
Thorson, Ryfylkem. S. 5 f., NA-Ryfylke S. 70 (mit weiterer Literatur).