Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 152
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GESCHLECHTSLEBEN
Finnland, Goti., Oland und Teile des osti. Zentralschwedens)
im Gebrauch68. Auf dån. Gebiet ist es dagegen nicht bezeugt.
Wenn tidd noch bis ins 19. Jh. auch in Westnorwegen und im
Trøndelag verbreitet war, bedeutet dies freilich nicht, dass nicht schon
damals die Synonyme kalvfull, -tung, -diger, von denen ja wenigstens
das erste bei Christie belegt ist, daneben vorkamen. Teils ist damit
zu rechnen, dass der in Anm. 2 von einigen Orten belegte Bedeutungs-
unterschied zwischen tidd und kalv(e)tung weiter verbreitet war und auch
Zusammensetzungen mit -diger und -full betraf, teils zeigt sich schon
in den Angaben von Leem und Christie die etwas abweichende Bed.
»Milch gebend (nach dem Kalben)«69, die deutlich sekundår ist und
zeigt, dass der Verdrångungsprozess in Westnorwegen spåtestens schon
im 18. Jh. begonnen haben muss.
Neben kjelvd/kelfd und tidd darf auch norw., isl. bær als m-Adj. zu
bera, also eigentlich »die gebåren soli« hohes Alter flir sich beanspru-
chen, doch ist hier schwer abzuschåtzen, ob das Wort von Anfang an
hauptsåchlich in Zssen. wie haust-, vårbær bzw. isl. vorbær (von Kuhen,
die im Herbst bzw. Fruhling kalben) usw., wie sie heute wohl noch in
ganz Norwegen und Island vor kommen, gebråuchlich oder f ruher
auch als Simplex allgemeiner verbreitet war. Anord. ist nur kålfbær
belegt, das Blondal auch furs Nisl. und Christie furs Nnorw. angeben,
das jedoch im FB nur vereinzelt in Troms 3 (neben føllbær) erscheint.
Das Simplex, teilweise in der Form bærd (Tel. 5b, 6)70, ist heute wenig
gebråuchlich, wenn es auch in Sudnorwegen noch etwas weiter ver-
breitet sein mag, als aus dem FB hervorgeht71.
68. Vgl. Rietz 731a; Lindqvist, Sydvåst-Sverige II Karte 415b sowie Gustavson
(wo daftir tidig).
69. Ausdriicklich auf den Zustand nach dem Kalben bezogen ist das Wort bei
Leem S. 216 fur Rog. Av. (»Ordet bruuges om een Koe, som ikke længe siden
haver fødet, og derfor vel er begavedt med Melk«). Damit iibereinstimmend
zwei neuere Belege: Møre o.R. Stordal (OS 43) ei tiddkyr »ei ku, som hev kalva
og mjølkar«, Sogn o.F. Brekke (NO) »her vert ordet brukt um kyr, som hev
kalva og mjelkar«.
70. Neben -rd kommt ausserhalb des FB auch -rt vor: so in Rog. und S-Hord. lt.
Belegen in OS 43, NO und Hellemo, Suldal S. 117: b?rt (a), bæri(a). Vgl. zu laut-
gesetzwidrigem -rd, -rt<rd Ross NB. II14, XV 113; Thorson, Ryfylkem. S. 30,
NA-Ryfylke S. 81.
71. Belege finden sich in OS 43 fur V-Agd. 12; Rog. Høle (bei Rog. 5), in NO fur
V-Agd. 21, bei Ross fur Voss, bei Hellemo, Suldal S. 117 fur Rog. Suldal
(= Rog. 16,17), Sauda (= 26) und Hord. Røl. Inwiefern das Wort auch hier
nur oder besonders in Verbindung mit adverbieller Bestimmung vorkommt,