Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 156
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GESCHLECHTSLEBEN
so einfach. Zunåchst ist zu bedenken, dass sich, weil es sich um on-
Yerben handelt, das relative Alter der beiden Bildungen vom rein Mor-
phologischen her nicht genau bestimmen låsst. Dass aus dem Anorw.7
wie aus dem Aschwed.8 nur fola iiberliefert ist, kann, da aus den beiden
Sprachen nur je ein Beleg vorliegt, auch nicht als entscheidend gelten.
Schwerer wiegt jedoch die Tatsache, dass fola aus dem Får. (und Isl. ?)
allein bezeugt ist und dass es auch in weiten Gebieten Schwedens9
wie zT. auch in Danemark (Bornh., Jiitl.)10 vorkommt, obwohl hier
schriftsprachlich fola bzw. følle gilt und das Subst. fole in Danemark
nur noch wenig gebråuchlich ist* 11. Zetterholm12 betrachtet deshalb
fola als Zeugen einstiger weiterer Verbreitung des Substantivs, das, weil
gemeingerm., alter ist als fyl. Man wird somit auch das Vb. fola als ur-
spriinglich gemeinnord. (oder sogar gemeingerm.?) anzusetzen haben,
um so eher, als spåtere, an verschiedenen Orten selbståndig entstandene
Ableitung vom Subst., das seit Beginn der Uberlieferung im allgem. auf
das månnliche Tier (und zT. bereits auf der zweiten Altersstufe) be-
schrånkt ist (vgl. § 104 ff.), bedeutungsmåssig ausgeschlossen ist. Da
aber, wie spater zu zeigen sein wird, auch fyl als urspriinglich ge-
meinnord. zu gelten hat, ist grundsåtzlich auch flir fylja mit betråcht-
lichem Alter zu rechnen, obwohl hier teilweise spåtere Ableitung durch-
aus moglich ist, so dass es sehr zweifelhaft ist, ob zwischen norw.fyl(j)a,
schwed. fola, folja13 und dån. følle14 ein urspriinglicher Zusammenhang
angenommen werden darf. Es kann indessen angesichts der oben darge-
legten Indizien kein Zweifel dariiber bestehen, dass sich fyl(j)a, das sich
somit einst auf Kosten von fola ausgebreitet haben muss, heute wieder
7. Im Part. nyfolat in der legendarischen Olafs saga (s. Fritznerl 450).
8. Peder Månssons skrifter 220 (Soderwall Suppl. 166).
9. Vgl. Zetterholm 1937, S. 125 (ohne genauere Angaben). Mir liegen vor allem
Belege aus peripheren Gebieten wie ’Kalmar lån, Skåne’ (Rietz 159a), Vås ter b.
(Lindgren, Burtråsk 47), Norrb. (Overkalix. Pihi, Overkalixm. 105), Finn-
land (Nyk: fåla lt. Wessman I 197, Siid-Vasa: fålas lt. Vendeli 241a) und
Estland (Nucko. Wessman I 197) vor.
10. Espersen, Bornh. 81; Feilberg I 331.
11. Vgl. Zetterholm 1937, S. 121.
12. Ebd. S. 125 f.
13. fola ist reichssprachlich und ist dialektal zB. aus Våsterb. (Lindgren, Burtråsk
47), Ångml. (Nordlander, Multrå 31) und Halland (Peterson, Valida 434)
bezeugt. Følja, fylja kommt lt. Zetterholm 1937, S. 83 in Uppl. und Åland
vor (s. auch Vendeli 247a).
14. In Jiitl. (Feilberg I 331).