Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 162
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GESCHLECHTSLEBEN
Oland und Goti. gewohnlich ein anderes Wort flir »låmmern«: ona
bzw. goti. åina gebraucht37. Bei lemba handelt es sich um eine im wesent-
lichen siidskand. Bildung (vgl. kjelva § 54), die zwar, im Gegensatz zu
lamba38, schon anord., aber nur aus Siidostnorwegen, belegt ist
(Retterbod for Færøboerne, Oslo 1298; vgl. § 51) und deshalb zu jener
Zeit nicht besonders weit verbreitet gewesen zu sein braucht, obwohl
sie auch nach den Fåroern mitgenommen wurde39. Wahrscheinlich
verdrångte — wenigstens auf westnord. Gebiet — das ja zweifellos
jiingere lamba im allgem. nicht lemba, sondern bera, stiess dann auf den
Widerstand der umgelauteten Form und wurde von dieser in neuerer
Zeit, wenigstens voriibergehend, etwas zuriickgestossen.
56. »zickeln«.
Nur kurz seien hier die Synonyme fur »Zicklein zur Welt bringen, zickeln«
erwåhnt. Wåhrend im Isl. auch in dieser Bedeutung bera gilt und das
Far. keine selbståndige Terminologie kennt40, sind im Norw. verschiedene
Ableitungen von kid, kje »Zicklein« im Gebrauch:
a) kidja, kjija [feij'ja], kjeja, kjia, kjie, kji, kjea, kjee, kje, It. Tel. 15,16;
A-Agd. 20a/b; Hord. 9,11,12,14,15b,16,21b,36; Sogn o.F. 8,11,12;
N-Tr. 13,16 kiddja [føicj'ija], lt. Ro g. 19 kjeddja, on-Ableitung von dem
urspriinglichen yu-Stamm kid, anord. kid, im weitaus grossten Teil des
Landes, dh. im ganzen Siiden und Sudwesten und (abgesehen von
einigen ganz vereinzelten Belegen fur andere Formen) auch im Nordwe-
sten, im åusseren Trøndelag und in Nordnorwegen. Die von Ross
aus Mandal angefuhrte Form kigga kann dort wohl im Anschluss an
die Doppelformigkeit letøa/legga u. dgl.41 aufgekommen sein. Da aber
eine solche Erklårung fur entsprechende Belege im FB aus Tel. 14 und
Sogn o.F. 9 (ausserdem in OS 43 aus Sogn o.F. Flafslo) nicht zu-
trifft42, ist wohl mit einer sekundåren Erweiterung *kidga zu rechnen.
37. S. Lindqvist, Sydvåst-Sverige II Karte 497; zur Etymologie Hellquist 1461.
38. fjber anord. lambadr s. Anm. 32.
39. Dabei muss ich freilich die vereinzelten liimma in Nordschweden und Finn-
land einstweilen ausser acht lassen. Dass lemba besonders auf ostnord. Gebiet,
wo bera »låmmern« nicht bezeugt ist, einst doch weiter nach Norden und Osten
gereicht haben kann, mochte ich nicht bestreiten.
40. Es wird hochstens lemba genannt: so von Får. 2,3,13 und Prof. Matras, Kopen-
hagen/Torshavn.
41. Vgl. Ross NB. XIV 76.
42. Vgl. Ross NB. II 16; Larsen, Sognem. S. 332 f., auch S. 228 ff.