Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 166
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GESCHLECHTSLEBEN
jelka als Spezialwort flir das Kastrieren von Hengsten zeitlich vorange-
gangen sein muss. Dieses hat als Ableitung von jalk, jelk »Wallach«15
von Hause aus diese Spezialbedeutung und ist in diesem Sinne schon
durch Leem (S. 78) bezeugt. Es erscheint heute nur in wenigen, uber
weite Gebiete des sudlichen Norwegens bis hinauf in den mittleren
Trøndelag verstreuten Belegen, die sich jedoch zT. auf typische Re-
liktgebiete wie Set. - Tel., Valdres, Orkd., auch oberes Gbd. und
nordi. Østerd. konzentrieren und damit deutlich zeigen, dass es sich
um letzte Reste eines friiher wohl fast allgemein norw. Typus handelt.
Es ist auffållig, dass eine sprachliche Differenzierung wie die Verteilung
von vana / skjera und gelda auf verschiedene Tiergattungen, die weder
in der Herkunft der Worter noch in verschiedenen Methoden16 begrun-
det ist, auf so weiten Gebieten wie Island (hier besonders im Norden
und Osten) und Norwegen so konsequent durchgefuhrt ist. Teilweise
mag dies damit zusammenhången, dass das Kastrieren nicht bei allen
Tieren in gleichem Masse iiblich ist oder war. Wenigstens in Norwegen
ist es besonders bei Hengst und Eber verbreitet, wåhrend an manchen
Orten das Verschneiden von Stieren, Widdern und Bocken unbekannt
ist oder mit gewissen besonders bezeichneten Methoden (s. § 58) aus-
gefuhrt wird. Eine Neuerung wie skjera konnte deshalb, vor allem durch
berufsmåssige Pferdekastrierer verbreitet, dort Fuss fassen, wo die
betreffende Tåtigkeit aktuell war, wåhrend der librige Anwendungs-
bereich ihr gegeniiber indifferent blieb.
58. Die Bezeichnungen flir speziellere Kastrationsmethoden haben kein
fur eine Kartographierung ausreichendes Material ergeben und seien
deshalb hier nur kurz erwåhnt. Wichtig ist vor allem die Feststellung,
dass die norw. Dialekte, das Isl. und Får. trotz åhnlichen Methoden
hier vollig auseinandergehen, da es sich bei den einschlågigen Bezeich-
nungen im allgem. nur um (in mehr oder weniger begrenztem lokalem
15. Die Herleitung aus jalka »miihsam kauen« bei Ross 370 ist kaum annehmbar
(vgl. auch Torp 246).
16. Nordi. 2 betont trotz der sprachlichen Differenzierung skjera von Pferd und
Schwein / gjelda von Stier, Widder und Bock ausdriicklich, dass nur eine Methode
(Abschneiden der Spitze des Hodensacks, Herausdriicken der Hoden und Ab-
schneiden derselben; vgl. § 58) iiblich sei. Auch bei der Arbeitsstelle des Norsk
jordbruksleksikon in Oslo eingeholte Auskunfte ergaben keine sachlichen Unter-
schiede zwischen gjelda und skjera.