Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 173
BLÅTTERMAGEN
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JM mit aus Netzmagen gewonnener Hulle, gebråuchlich ist. In dieser
Bedeutung haben wir das Zwischenglied zwischen der Bezeichnung des
Stocks und des ja rundlichen Magenteiles zu sehen: aus der Ubertragung
auf den Netzmagen als Wursthulle ist die Verwendung des Wortes frir
den Netzmagen iiberhaupt hervorgegangen. Dabei ist in dem verein-
zelten isl. kepp(s)hufa keine Zwischenstufe, sondern lediglich eine Kom-
promissform zwischen dem alten und dem neuen Typus zu sehen.
Wåhrend im Far. durchwegs das Simplex herrscht, sind im Isl. daneben
verschiedene, sich geographisch zT. recht deutlich ausscheidende Zu-
sammensetzungen im Gebrauch:
a) Das Simplex keppur kommt vereinzelt im ganzen Land vor, ist
aber im Siiden (von A-Skaft, an westwårts) und Westen (in den West-
fjorden neben -hufa) fast alleinherrschend (bis und mit Strand.).
b) Anschliessend folgt von Hun. an die Zss. vélindiskeppur, seltener
vélindakeppurl3, noch seltener vælindiskeppurli (zu vélindi, vælindi n.
»Speiserohre«). Dieser Typus beherrscht den Norden des Landes und
erstreckt sich bis in den nordlichen Teil Ostislands (N-Mul. einschl.
Isl. 56, wo er aber wohl seltener ist als skammkeppur).
c) Noch mehr auf zentrale Teile Nordislands (bes. Skagafjordur
und Svarfadardalur) konzentriert ist fagrikeppur (s. S. 141). Es
scheint heute im Riickgang begriffen zu sein: lt. Isl. 32,40 ist es seltener
als die Synonyme keppur, vélindiskeppur18.
d) Als ostislåndischer Sondertypus, der von Fljotsdalshérad und
Borgarfjordur eystri bis Lon und vereinzelt bis Oræfi reicht, hat sich
die Zss. skammkeppur herausgebildet, die wie das Simplex zunåchst
ebenfalls die (Blut)wurst bezeichnet (so lt. Blondal; zu Adj. skammur,
wegen der kurzen Form).
e) Nur vereinzelt ist rosakeppur (4,32,71); vgl. rosahufa S. 141.
B) DER BLÅTTERMAGEN (Karte 22)
63. Die praktische Bedeutungslosigkeit des von Unrat angefiillten und
deshalb nicht verwendbaren Blåttermagens åussert sich sprachlich —
wenigstens in Norwegen — teils darin, dass zahlreiche Gww. keinen
Namen oder nur das moderne Fachwort bladmage kennen, teils in einer
13. Isl. 10,26,30,53,54,59,62,66.
14. Isl. 45,46,54,63, von letzterem als ’gamalt mål’ bezeichnet.
15. Allerdings lt. Isl. 28 håufiger als vélindiskeppur.