Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 176
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KORPERTEILE USW.
Tochtersprachen7. Da neben marlake noch weitere Zusammensetzungen
vorkommen, miissten wir fiir diese einen direkten Wechsel des Bestim-
mungsgliedes oder zwei entgegengesetzte Entwicklungen: von der ur-
spriinglichen Zss. iibers Simplex zur neuen Zss., annehmen, was, obwohl
norw. skitlake und får. rukkulakki rel. jung sein diirften8, wenig wahr-
scheinlich ist. Wåhrend schliesslich die sudnorw. Streubelege von marlake
wenigstens teilweise dem Einfluss der neunorw. Schrift- und Fachsprache
zugeschrieben werden konnen9, ist eine entsprechende Erklårung fiir die
vereinzelten Belege von lake ausserhalb Westnorwegens ausgeschlos-
sen, da diese Form rein mundartlich ist. Etymologisch ist Falks Annah-
me eines urspriinglichen Bahuvrlhi-Kompositums zwar ansprechend, aber
wohl nicht zwingend, da eine direkte schwache Maskulinbildung zur
Wurzel idg. *(s)lég- »schlaff, matt sein«10 (nach den schlaff herabhån-
genden Falten) gewiss moglich ist11. Schwierig bleiben dabei freilich
einige marlake-Belege, vor allem aus Hard. (s.o.).
Låsst sich somit iiber die ursprunglichste Form des Typus -lake keine
vollige Klarheit gewinnen, so darf doch als sicher angenommen werden,
dass sowohl lake/laki wie marlake auf die Zeit vor der islåndischen
Landnahme zuriickgehen, da auch marlaki im Isl., jedoch in der iiber-
tragenen, abstrakten Bed. »Fehier, Misslichkeit« vorkommt12. Fails wir
annehmen durfen, dass Simplex und Kompositum schon zur islåndischen
Landnahmezeit in Norwegen råumlich ausgeschieden waren, ergibt sich
somit erneut ein Beispiel dafiir, dass zwei Synonyme aus verschiedenen
Gegenden Norwegens nach Island mitgenommen werden konnten.
64. Wenn sich auch die geographischen Bereiche der beiden Formen
laki und marlaki fur die damalige Zeit natiirlich nicht mehr genau um-
schreiben lassen, so darf doch angenommen werden, dass ihnen schon
7. Jakobsen, Shetl. 494 bezeugt lak(k)i auch furs Shetl.; vgl. auch orkn. lecko
»Eingeweide von Schafen« (Marwick, Orkn. 105).
8. Die får. Zusammensetzung ist einigermassen tautologisch und somit wohl erst
in einer Zeit entstanden, als takki seinem urspriinglichen Sinn nach nicht mehr
verstanden wurde.
9. Lt. NO gebrauchen es Johs. Lid in der tjbersetzung von H. L. Sørensens Lærebok
i zoologi for millomskulen (1921) und A. Holmsen - O. Strøm, Naturkunnskap
for folkeskulen (2 1925). L. Heggstad, Fornorskingsordbok nennt marlake als
einzige Entsprechung von bladmage.
10. Vgl. Pokorny I 959.
11. Vgl. Olson, App.Sb. S. 193 ff.
12. Vgl. Johannesson, Et.Wb. 928.