Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 189
URIN
159
3) Urin von Haustieren
(Karte 25)
71. Die Bezeichnungen fur den Urin von Haustieren zeigen zunåchst
recht verwickelte geographische und auch wortfeldmåssige Verhålt-
nisse. An den meisten Orten Norwegens und Islands1 stehen minde-
stens zwei der Haupttypen nebeneinander, wobei wir (auch abgesehen
vom Verhåltnis zu den Bezeichnungen des menschlichen Urins, das
hier nicht genauer untersucht werden kann) Differenzierungen im Ge-
brauch feststellen konnen: teils zwischen reiner Stoffbezeichnung und
Bezeichnung von zu bestimmten Zwecken (Jauche, Waschlauge) ver-
wendetem Urin (s. norw. land, tvag), teils zwischen verschiedenen Tier-
gattungen (s. § 72), teils auch nach der Sprachschicht (isl. jbvag/hland).
Trotz dieses auf den ersten Blick verwirrenden wortgeographischen Bil-
des konnen wir jedoch bei den meisten Wortern gewisse råumliche
Schwerpunkte erkennen.
a) Isl. hiand, norw.-får. land n. ist ausser piss das verbreitetste Wort
fur Urin, zeigt aber eine deutlich westliche Orientierung: es ist das ge-
bråuchlichste Wort im Isl., als reine Stoffbezeichnung fast alleinherr-
schend im Far. und wird in beiden Sprachen nicht nur bei beliebigen
Tieren, sondern auch vom menschlichen Urin gebraucht. In Norwegen,
"wo es wohl sozusagen durchwegs auf den Urin von Tieren, oft sogar
auf den des Rindes (vgl. § 72) beschrånkt ist, erscheint es vor allem im
Siiden (Østf. mit angrenzenden Teilen von Akersh., in Vestf., Busk.
mit Oppl. la, in Tel. und Agder), im Westen (Rog. bis Møre o.R.,
mit einer starken Ausbuchtung iiber Gbd. bis nach dem nordi. Østerd.)
und im siidl. und mittl. Trøndelag. Aus den zentralen Teilen Ost-
norwegens ist es im FB gar nicht, aus dem nordi. Tr. und Nordnor-
Wegen nur vereinzelt belegt. ImåusserstenSiidosten(Østf. mit Akersh.)
zeigt es gewohnlich die durch sekundåre Erweiterung (nach skital)
entstandene Form landa bzw. lari n a f.2
b) Norw. mig, mi, még, mei(g), megg n., in Nordnorwegen (Helg. -
Salta) iiberwiegend miga (migæ, mig') f., zeigt demgegenuber, obwohl
es sich mit land auf weite Strecken iiberschneidet, in Norwegen eine
deutlich ostliche Orientierung. Es ist vor allem im Osten (Østf., Akersh.,
1. Auch auf den Fåroern, wenn man das nur von menschlichem, als Waschlauge
benutztem Urin verwendete tvag einbezieht.
2. Noch Wilse 1780 verzeichnet nur 'land'.