Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 203
HORNZAPFEN
173
»Mangel«) auf. Nyvil, das Fær.OB. noch fur Suøuroy bezeugt, wird
durch das FB nicht mehr beståtigt (vgl. § 74).
B) DER HORNZAPFEN (Karte 27)
77. Unter den Bezeichnungen flir die weiche, porose Knochenmasse im
Innern eines Horns, den ’Hornzapfen’, finden sich vor allem zwei alte
Typen:
a) Isl. slo (slog), får. slo, slogv, norw. slo, slå f.1 beherrscht als Haupt-
typus den grossten Teil des westnord. Gebietes. Das Wort ist im Isl.
und Får. alleinherrschend und kommt im sudlichen Norwegen, wenn
auch zT. luckenhaft, bis zum mittl. Østerd. (mit Trysil), dem obersten
Gbd. und Nfj. vor. Dariiber hinaus ist es in zahlreichen Varianten wie
slo, slå, slu, sluv, siur usw. in ganz Westschweden von Vår ml. bis
Halland, dem westl. Smål. und Blek. im Suden und dem westl.
O-Gotl. im Osten (jedoch anscheinend nicht in Skåne)2, in den For-
men slud, slug, slu in Jiitl.3 verbreitet. Ausserdem ist es aus dem Nord.
auch ins Shetl. (slo), Orkn. (tw. sloo-, vgl. u.), Schottische (sloch) und
in engl. Dialekte (slo, slu) gelangt4. Entsprechungen finden sich, wenn
auch nicht in genau gleicher Bedeutung, auch im Westgerm.5 Dass es
sich, obwohl im Anord. (aus begreiflichen sachlichen Grunden!) nicht
belegt, um einen sehr alten Typus handeln muss, zeigt sich auch rein
sprachlich: das Wort ist im Nord. (und als Lehnwort im Schott. und
Nordengi.) in keiner andern Bedeutung6 bezeugt und muss direkt an
eine germ. Wurzel (*sluhw- neben *slugw-, zu idg. *(s)leug-, *(s)leuk-
»gleiten, schlupfen«) angeschlossen werden7. Aus germ. *sluhwo- ist die
1. Im Isl. ist die Form slog lt. Blondal n., doch wird dies durch das FB, das ander-
seits einmal bf. sidgin (Isl. 18) enthålt, nicht beståtigt. Neutr. Geschlecht ist
dagegen aus Får. 23 und Rog. 14(b), durch Ross generell aus Ryf. und Dalane
bezeugt. Mask. ist das Wort anscheinend in Oppl. 21 und V-Agd. 9. Sonst gilt
in Siidnorwegen, vor allem in Agder, vielfach slon mit festgewachsenem Ar-
tikel, aber bewahrtem fem. Geschlecht (vgl. Ross NB. XIII 56 f., XIV 84).
2. S. Lindqvist, Sydvåst-Sverige II Karte 356.
3. Vgl. Feilberg III 379.
4. Vgl. Torp 649; Jakobsen, Shetl. 831; Marwick, Orkn. 168; Wright, EDD
V 528.
5. S. die in Anm. 7 genannten etymologischen Worterbiicher.
6. Ausser in dem sehr eng verwandten Sinn von »fleischiger Teil des Pferdehufs«
(Lista lt. Aasen).
7. Vgl. Torp 649; Hellquist 991; Johannesson, Et.Wb. 928; Pokorny I 964.