Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 218
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KORPERTEILE USW.
Bedeutung an einem bestimmten Ort (etwa Westnorwegens) ent-
standen ist und sich von da aus auch nach Island ausgebreitet hat,
aber die Unterschiede im Bedeutungsumfang, die sich zwischen dem
Isl. und dem Norw. feststellen lassen, deuten doch eher auf Parallel-
entwicklung26. Im Isl. bezeichnet das Wort vor allem rel. kurze Schwånze,
in erster Linie den Schwanz von Schafen, Hunden und Katzen, nicht
selten auch von Ziegen und Schweinen, dagegen nur gelegentlich den
Schwanz von Kålbern27 und nur an einigen Orten Sudislands den
Kuhschwanz im allgemeinen28, wåhrend es iiberhaupt nie vom Pferde-
schwanz gebraucht wird. Die Bed. »Schafschwanz« kommt allerdings
auch nur im Westen, Norden und Osten, hier aber sozusagen geschlossen
von 1-59 vor, wåhrend im Silden dafur durchwegs dindill (§ 86) gilt.
Im Norw. wurde rova dagegen meist zur allgemeinen Bezeichnung fur
»Schwanz«, und wo es in seinem Anwendungsbereich eingeschrånkt
wird (wie in Valdres, Hall., Num. und im innern Sogn), geschieht
dies im allgem. gerade durch das Spezialwort fur den kurzen Schwanz,
spæl (§ 85).
Rova nimmt heute in Norwegen eine typische Reliktstellung ein.
Wenn es Aasen als ’mest brugl. i de sydlige Egne til Sogn og Valdres’
bezeichnet, so kannte er es wahrscheinlich noch aus grosseren Gebieten
Slid- und Westnorwegens, doch ist vielleicht nicht ganz ohne Belang,
dass es schon bei Chr. Jensøn 1646; Bloch, Fyresdal 1698 und Aas,
Gjerstad fehit. Noch deutlicher zeigt Faye ca. 184029, der dån. hale
mit rumpe, spæl, spor iibersetzt, rova aber nicht nennt, dass das Wort
in der ersten Hålfte des 19. Jh.s nicht mehr sehr verbreitet gewesen sein
kann. Dennoch erlauben uns die vereinzelten Belege in Nordnorwegen
sowie die aus Hedm. 19 mitgeteilte Zss. langrova »eine gewisse Måuse-
art«, ein urspriinglich wohl zusammenhångendes west- und nordnorw.
Verbreitungsgebiet anzusetzen. Einzig fur das zentrale Ostland und
Sudostnorwegen fehit demnach jedes Zeugnis.
fremstikkende højdeparti« (in Ortsnamen lt. JM; vgl. auch Chr. Matras,
Aarbøger 1932: 228 f.) braucht nicht auf eine allgemeine Bed. »Schwanz«
zuriickzugehen.
26. Auch die offenbar zwischen »Steiss« und »Schwanz« schwankende Bedeutung
des shetl. Wortes deutet auf selbstandige Entwicklung.
27. So lt. Isl. 4,5,53,62.
28. So lt. Isl. 62 (?),63,65,66,70,72,73.
29. S. 24.