Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 220
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KORPERTEILE USW.
nusson38 auf die Zss. roppugod »junge, unerfahrene Frau oder Mådehen«
und den Kuhnamen Roppa aufmerksam, die er zu einem sonst nicht
bezeugten isl. *roppa »Schwanz« stellt, welches der aus VgL. iiberlieferten
und auch aus heutigen Dialekten (vereinzelt) und Ortsnamen in V-Gotl.
bezeugten39 assimilierten Form entsprechen wiirde. Die Moglichkeit,
dass dieses Wort zur Zeit der Besiedlung aus einem ostnorw., an West-
schweden grenzenden Dialekt nach Island kam, ist nicht auszu-
schliessen, aber die erwåhnten, alle mehr oder weniger unsicheren Zeug-
nisse fur ein westnord. rumpa, roppa »Steiss, Schwanz« berechtigen
uns jedenfalls nicht, dieses schon fur eine åltere Zeit fur das ganze west-
nord. Gebiet anzusetzen. Sowohl die Belegsituation im Anord. als auch
Fehlen assimilierter Formen40 und Verbreitungsbild im Norw. sprechen
eindeutig dafur, dass rumpa (als mehr oder weniger allgemeines Wort
fur »Schwanz«) erst im oder nach dem Mittelalter von Osten (und
Siiden?) her in Norwegen eingefiihrt wurde. Es ist heute, abgesehen
von vereinzeltem hale und rova und dem Spezialwort spæl, in ganz
Siidostnorwegen mit Gbd., im Trøndelag mit N-Møre und in
Nordnorwegen herrschend und hat (heute durch Nyn. und Bm.
unterstiitzt) auch bereits in kiistennahen Gegenden des Sildens und im
Westen stark Eingang gefunden, steht hier aber (abgesehen von dem
zum Spezialwort gewordenen hale) zT. noch neben im wesentlichen
synonymem rova, das es indessen immer mehr auf eine kleine Insel
in Gebirgs- und Fjordgegenden des innern Sildens zuruckdrångt. Aasens
Ortsangabe ’mest i de nordlige Egne’ im Verein mit der Ubersetzung
von dån. hale durch rumpe bei dem Ostnorweger Faye41 zeigt, dass
rumpa schon im 19. Jh. in Ost- und Nordnorwegen und im Trøndelag
stark verbreitet war, wåhrend anderseits Belege aus Westnorwegen,
bei Chr. Jensøn 1646, Leem und Christie (letzterer braucht das
Wort schriftsprachlich!) fehlen.
38. IT 2 (1960): 72 f.
39. Vgl. Moberg, Nasalass. S. 34.
40. Dass die Assimilation mp > pp in Ostnorwegen seit alters unvollstandig
durchgefiihrt war, wie Hoff, Skjetvem. § 217 hervorhebt, mag zwar richtig sein,
aber die våstgotische Form roppa zeigt doch, dass sie in diesem Wort einst auch in
Westschweden eingetreten sein muss und erst spater von Osten her wieder
von der nichtassimilierten Form verdrångt wurde; vgl. auch Moberg, Nasalass.
S. 35.
41. Faye ca. 1840, S. 24.