Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 223
SCHWANZ
193
enthålt, wåhrend råfa »Schafschwanz« schon in der Gudbrandsbiblia
1586 vorkommt, scheint sich dindill in der vorliegenden Bedeutung erst
in neuerer oder neuester Zeit auf Kosten von ålterem rofa ausgebreitet
zu haben58.
Die Grundbedeutung ist åhnlich wie bei spæl: das Wort ist zu einer
Dentalerweiterung von idg. *dhen- »schlagen, stossen«, das (mit Gut-
turalerweiterung) auch nord. dingla »baumeln« zugrunde liegt, gebildet,
bezeichnet somit ebenfalls »etwas sich (hin und her) Bewegendes,
Wedelndes oder Baumelndes«57. Anord. ist es nur in der Bed. »(Hestens)
nedhængende Avlelem« (Hervarar saga) belegt68, doch diirfte daneben
die Bed. »(kurzer) Schwanz (von Seehunden u. dgl.)« auch schon existiert
haben, da sie sich kaum sekundår aus jener entwickelt haben wird.
Die Form dindill kommt nur im Isl. vor, doch verzeichnet JM furs
Far. nahe verwandtes dyntil, dintil m. »(kort) hale, fårehale; bagdel«
(zu einer Dentalerweiterung mit d; vgl. vor allem isl. dynta, dinta »den
Korper auf- und niederbewegen; schaukeln«59), das auch Mikkjal å
Ryggi in seiner Dyralæra 1935 (S. 75) vom Schafschwanz braucht,
das aber im FB nur einmal (Får. 23) als Bezeichnung des Kuhschwanzes
angegeben wird.
87. Ein Wort, dessen Anwendung auf den Schwanz als Ganzes im Nord.
von jeher stark eingeschrånkt war, ist isl. tagl n. Es bezeichnet nach der
recht allgemein anerkannten Etymologie (zu idg. *dek- »reissen, zer-
reissen, zerfasern«, also eigentlich »etwas Aufgefasertes«) von Hause aus
das Haarbiischel, den aus Haaren bestehenden Teil des Schwanzes
(vgl. got. tagl »einzelnes Haar«)60. In den anord. Belegen bezeichnet
56. Isl. 5 bezeichnet es auch als neuer gegeniiber rofa (umgekehrt allerdings Isl. 24).
57. Vgl. Johannes son, Et.Wb. 513 f.; De Vries77; zur idg. Wurzel auch Pokorny
I 249 f. Zu dingla gehort das von Blondal erwåhnte, durch das FB aber nicht
beståtigte dinglandi m. »n-t der dingler; Hale« (Kinderwort ?), zur gleichen
Gutturalerweiterung dingull m., das Isl. 8 vom Kuhschwanz braucht, das aber
gewohnlich andere herabhangende Gegenstånde wie Eiszapfen, Pendel(gewicht)
ua. bezeichnet.
58. Fritzner I 246.
59. Johannesson, Et.Wb. 512 f.; Pokorny I 249 f. Ein Beiname dyntill ist auch aus
dem Anord. belegt; vgl. Finnur Jonsson, Aarbøger 1907: 321 (der ihn
allerdings zu norw. dial. dynta »eingebildete, gezierte Person« stellt).
60. Vgl. Torp 768; Hellquist 1159 (mit Hinweis auf eine andere Herleitung); De
Vries 580; Johannesson, Et.Wb. 476 f.; Pokorny I 191.