Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 224
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KORPERTEILE USW.
es meist die Schwanzhaare des Pferdes61, nur selten im Anorw. (Gula-
thing-Gesetz) auch das Haarbiischel am Kuhschwanz, wåhrend eine
allgemeine Bed. »Schwanz« anscheinend noch nicht vorkommt62. Diese
letztere Bedeutung ist im Ahd. und Ae. bereits zur Regel geworden,
wåhrend die neunord. Sprachen und Mundarten die åltere Bed. »Ross-
haar« meist bis heute bewahrt haben63. Einzig im Nisl. bezeichnet tagl
sowohl den gesamten, Haar und fleischig-knochernen Teil umfassenden
Pferdeschwanz als teilweise auch besonders das Schwanzhaar des Pferdes
(vgl. § 124); der Kuhschwanz ist sowohl hier wie gewohnlich auch im
iibrigen |Neunord.64 ausgeschlossen. Das Haar des Pferdeschwanzes
wird daneben isl. meist mit der Zss. taglhår benannt, wåhrend der feste
Teil mit stertur m. bezeichnet wird65.
Furs Får. nennt JM in der 1. Aufl. ausser der Bed. »Haar paa Heste-
hale (Kohale)« auch die Bed. »Hestehale (sjæld. Kohale)«, und in den
Sammlungen des Fær.OB. findet sich eine Angabe aus SuSuroy,
wonach tagl dort von Kuh- und Schafschwanz gebraucht werde, wenn
nach dem Schlachten die Haut abgezogen wird. Doch enthålt das FB
nur vereinzelte Belege in der Bed. »Schwanzhaar des Pferdes«, und
auch JM nennt in der 2. Aufl. ausser der Wendung fletta ut av taglinum
»(om får) flå skindet af halen, så der ingen uldtot er tilbage« nur die
Bed. »de lange hår i koens og hestens hale, haledusk«.
61. Es ist als tag(g)le »Haar aus einem Pferdeschweife« auch ins Lappische entlehnt
worden; vgl. Qvigstad, Lehnw. S. 124.
62. Vgl. Fritzner III 658; Cl-Vigf. 622; Soderwall II 609. Die Grenzen
zwischen den Bedeutungen »Schwanzhaar« und »Schwanz (im allgem.)« mogen
zwar zT. fliessend sein, doch ist es kaum zufållig, dass tagl mehrfach in Verbindung
mit dem Vb. skera, nicht (wie hali und rofa) mit hdggva auftritt.Der einzige Beleg
bei Fritzner, in dem die allgemeinere Bedeutung »(Pferde)schwanz« vorzuliegen
scheint (in Hervarar saga ok HeiSreks konungs, Fornaldar sogur Norårlanda
1829/30, I 486) stammt (lt. freundlicher Mitteilung von Jon Helgason) aus
einem im 17. Jh. umgearbeiteten Text, wåhrend die urspriinglichen Versionen an
der betreffenden Stelle (im Råtsel von Odinn und seinem Pferd Sleipnir) alle hali
haben; s. die Ausgabe der Heidreks saga von Jon Flelgason (København 1924),
SS. 82, 139.
63. Eine Ausnahme hildet (ausser dem Isl. und zT. Får.) jiit. tawl »halestumpen på
hest, halehvirvlerne på ko og hest« (s. Feilberg IV 760).
64. Ausser im Får. (s.u.), im Jiit. (s. Anm. 63) und vereinzelt im Norw. (s. § 124).
65. Einige Gewåhrsleute wollen tagl auch fiirs Nisl. nur im speziellen Sinn von »Haar
des Pferdeschwanzes« verstanden wissen (so Isl. 16,24,30,38,63(7),64), ohne
jedoch ein Wort fur den ganzen Schwanz zu nennen.