Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 233
GATTUNGSNAME
203
Doppelfunktion iibt hier gamp, zT. auch øyk aus; s. § 93 f.), wåhrend es
anderseits nach etwa Vio aller Belege nur vom Hengst gebraucht wird.
Diese Beschrånkung auf das månnliche Tier tritt in einem Valdres,
das obere Gbd., S-Møre, Nfj., Sfj., Sogn und das nordl. Hord. um-
fassenden Gebiet sowie im siidl. Ro g. in Erscheinung. Ausgeprågter
ist sie im Far., wo hestur uberhaupt nur vereinzelt als Gattungsname
(neben ross) genannt wird. Isl. hestur ist dagegen in beiden Bedeutungen
håufig und als Gattungsbezeichnung wohl fast ebenso gebråuchlich wie
hross2’’.
Obwohl sich von der Etymologie her keine absolut zwingenden Grunde
fur eine urspriingliche Bedeutung »månnliches Pferd, Hengst« ergeben,
machen es doch die enge Verwandtschaft mit westgerm. heng(e)st und
die recht allgemein anerkannte Zugehorigkeit zu idg. *icdk-: kdk-
»springen, hervorsprudeln, kraftig sich tummeln«28 sehr wahrscheinlich,
dass sich das Wort urspriinglich speziell auf das månnliche Tier be-
zieht. Dem entspricht auch die Belegsituation im Awestn.: hier iiberwiegt
wenigstens beim Simplex noch die Bed. »Hengst«29, wåhrend allerdings
Zusammensetzungen mit hesta- (als Gattungsnamen) bereits etwa gleich
håufig sind wie solche mit hrossa-. Die geographische Lagerung der norw.
Belege mit Beschrånkung auf das månnliche Tier in allgemein eher
konservativen Gegenden deutet ebenfalls eher auf Bewahrung von
Altem. Verschiedene Angaben aus diesen Gegenden30 zeigen, dass øyk
hier als Gattungsname ålter ist als hest und dass es sich somit, besonders
da es in dieser Funktion schon aus dem spåteren Anorw. bezeugt ist
(s. § 93), chronologisch direkt an ross, hors anschliessen låsst.
27. Zum Gebrauch als Gattungsbezeichnung vgl. die reiche Beispielsammlung bei
Blondal sowie die zahlreichen Zusammensetzungen mit hest{a)- »Pferd(e) im
allgem.« Wenn hestur im FB etwas weniger håufig als hross (in 48 gegentiber 70
Belegen) als Gattungsname genannt wird, beruht dies wohl teilweise darauf,
dass hross fur das isl. Sprachgefiihl zweifellos das ’Korrektere’ ist.
28. Vgl. Pokorny I 522; Johannesson, Et.Wb. 179 f.; De Vries 226; Torp 212;
FT 402.1481 (mit Literatur); auch Flellquist 390. — Pokorny setzt als Bedeu-
tung von germ. *hanhista-, *hangista- »am besten springend, bespringend« an.
Sperbers Zusammenstellung mit mhd. hagen »Zuchtstier« (WuS 1914: 21) ist
dagegen kaum annehmbar.
29. Vgl. Fritzner I 809 f. sowie bes. Cl-Vigf. 260: ’ln old writers hestr mostly
means a stallion, whereas hross denotes a gelding or any horse’.
30. So aus Oppl. 9 (nur die Jungeren brauchen hest als Gattungsbezeichnung);
Rog. 22; Hord. 30b; Møre o.R. 20, ferner aus Møre o.R. Tingvoll (OS 43).
Lt. Møre o.R. 17b zeigt der Ortsname Øykjemyra, dass øyk als Gattungsname
ålter sei als hest.