Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Qupperneq 234
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PFERD
93. Norw. øyk m. ist jedoch, gesamthaft gesehen, als Gattungsname
fur »Pferd« junger als hest. Es bezeichnet von Hause aus ein Last- oder
Zugtier (germ. *jaukia-<idg. *iougio- »das am Joch vorgespannte Tier«,
zur Wurzel *ieu(g)- »verbinden, vorspannen, ausschirren« in nord. ok
»Joch«31) und wird in diesem Sinne sowohl awestn. wie aschwed. nicht
nur von Pferden, sondern auch von Ochsen und gelegentlich auch andern
Tieren gebraucht32. Noch im Nisl. (im Får. fehit das Wort) und in
der schwed. Reichssprache (ok) hat es durchwegs diese Bedeutung, ebenso
teilweise in den schwed. Mundarten (vor allem im westl. Schweden)33,
wåhrend es andere, anscheinend bes. siidliche und ostliche schwed.
Dialekte (wie das Norw.) als Gattungsbezeichnung fur »Pferd«34, selten
auch als Bezeichnung der Stute35 gebrauchen. Auch im Dån. (øg) hat es
teils die Bed. »Pferd im allgem.« (so in Fjolde, Mols, im PI. auch
Vendsyssel, Thy, West-Jiitl., Seel.), teils die Bed. »Stute« (gewohnlich
in Jiitl.), teils aber auch (vor allem reichssprachlich und von da aus
auch im norw. Bm.; vgl. u.) die Bed. »Schindmåhre« angenommen36.
Auch in Norwegen finden sich noch Spuren einer Bed. »Arbeits-,
Zugpferd«: so anscheinend in der Angabe von Rog. 10 (’både øyg
og hest er vanlege om arbeidsdyr’), lt. einem Beleg in NMA aus Busk.
Nordre Uvdal wie auch in einigen Belegen in NO, bei denen allerdings
die Moglichkeit der Beeinflussung durch Kenntnis des Anord. in Rech-
nung zu stellen ist: O. Vig nennt øyk fur »arbejdshest« in Opskrift
over norske Ord, som kan indføres i Skriftsproget*’’; lt. Årb. Døl. 1933:
79 wird das Wort in Vågå (= Oppl. 21) im Gegensatz zum allgemeineren
gamp speziell von Zugpferden gebraucht, und dieselbe Bedeutung findet
sich auch bei O. Sande, Fraa Sogn I (1887), 91.
Schon spåtanord. begegnet jedoch vereinzelt die Bed. »Pferd« ohne
Bezug auf das Ziehen oder Tragen von Lasten (Stjorn), und heute
ist das Wort in weiten Gebieten Norwegens zur reinen Gattungs-
31. Vgl. Torp 886; FT 1416; Hellquist 1457; Johannesson, Et.Wb. 96; De
Vries 107; Pokorny I 510, zur Bildung Olson, App. Sb. S. 90 f.
32. Vgl. Fritzner I 358; Cl-Vigf. 135; Soderwall III 1170.
33. Vgl. Rietz 115b: Halland (auch lt. Peterson, Valida 1508), tw. O-Gotl.,
Skåne, nach Belegen in ULMA auch in V-Gotl., Vårmi., tw. Medp.
34. Lt. Rietz 115b in Skåne (tw.; s. auch I. Ingers, Språket i Lund, Stockholm
1957, S. 123), Blek., Smål., O-Gotl. (tw.), Medp., Finnland (Nyl.), Estland,
lt. Vendeli 1153b auch in Gammalsvenskby, lt. ULMA auch in Jåmtl. (Åre).
35. Lt. ULMA (Hellbom, Medelpad S. 1832) in Medp. Selånger, auch Jåmtl. Åre ?
36. Vgl. Feilberg IV 1161, Suppl. 366; Molbech 670 f.; ODS XXVII 1453 f.
37. Den norske Folkeskole, 4. årg. 1855/56.