Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 244
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e) slaghest m.: an einigen Orten Siidwestnorwegens, fiir das nordi.
Rog. (Avaldsnes) schon durch Leem bezeugt; vgl. slå »mit einem Schlag
oder Stoss treffen« (Aasen), das allerdings vom Paarungsakt aus den
heutigen Mundarten nicht bezeugt ist.
98. Der ålteste der erwåhnten Typen ist zweifellos stoåhestur/sto(d)hest.
Er ist der einzige, der schon aus dem Anord. belegt ist12, und wird durch
aschwed. stodhhdster1S, schwed.dial. stohdst14, ålt.dån. und dån.dial.
stodhest15 als ursprunglich gemeinnord. erwiesen. Alt ist auch sein sach-
licher Hintergrund: eine primitivere Art der Pferdezucht, bei der die
Fortpflanzung in freierer Form in Gruppen von halb wilden Hengsten
und Stuten vor sich ging. Daneben kam spater die Zss. graåhestur/
gra(d)hest auf, die anord. nicht belegt und deren Alter deshalb schwer
zu bestimmen ist, die aber nach entsprechenden Bildungen wie gradfé,
-hafr, -small, -uxi im Anord. sehr wohl schon vorhanden gewesen sein
kann. Jedenfalls muss sie bis in neuere Zeit auf dem ganzen westnord.
Gebiet verbreitet gewesen sein, da sie noch fur die jiingste Vergangen-
heit (etwa die 1930er Jahre) aus Ostnorwegen bedeutend besser bezeugt
ist als heute. Sie kommt auch in westschwed. Dialekten (Vårmi.,
Dalarna, Jåmtl.)16 vor, låsst sich aber, da das Adj. graåurjgra(d) ein
ausgesprochen westskand. Wort ist, dariiber hinaus nicht nachweisen.
Wåhrend graåhesturjgra(d)hest durch (graå)foli/(grad)fole, gra(d)-
gamp und die iibrigen kleineren Typen in seiner Verbreitung nirgends
wesentlich beeintråchtigt wurde und seinerseits das åltere stååhestur/
sto(d)hest aus dem Får. vollståndig, aus dem Norw. weitgehend zu
verdrången vermochte, ist es in neuester Zeit vor får. gredingur und
norw. hingst stark zuruckgewichen. Sowohl das eher periphere Vorkom-
men im Får. wie die westliche und nordliche Verbreitung in Norwegen
zeigen deutlich Reliktlage an. Gewiss hat hingst noch jetzt im allgem.
einen fachsprachlichen Anstrich, und biosses hest, das im FB nur verein-
zelt in der Bed. »(Zucht)hengst« auftritt, diirfte daneben in Wirklichkeit
noch an vielen Orten im Gebrauch sein. Es ist jedoch nicht zu bezwei-
12. Fritzner III 555; Cl-Vigf. 596.
13. Soderwall II 510, Suppl. 812.
14. Rietz 669 a.
15. Kalkar IV 142; Feilberg III 582; ODS XXII 46 (noch in Landbrugets Ordbog
1909-14).
16. Vgl. Zetterholm 1953, S. 28 f.