Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 249
STUTE
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101. Von den Synonymen zu merr/meri geht (h)ryssa f. wegen des Um-
lauts auf die Zeit vor der Landnahme im Westen zuriick, durch die es
nicht nur nach Island und den Får o er n, sondern nach dem Zeugnis
von Ortsnamen15 auch nach Shetland gelangte. Es ist nur in west-
lichen Gebieten Skandinaviens, hauptsåchlich auf Island und den
Får6ern, nachgewiesen und tritt auch in den awestn. Belegen hinter
merr und hross stark zuriick, doch muss es einst iiber weite Gebiete
Norwegens verbreitet gewesen sein, da es auch aus Westschweden
bezeugt ist: als ryssa in der neueren Mundart von Dalsi.16, als hyrsa
in VgL.17 Heute ist es jedoch in den norw. Mundarten kaum mehr
gebråuchlich. Das FB enthålt eine einzige Angabe aus Voss (Hord.
15b), welche das Wort zugleich als veraltet bezeichnet18. Eine åhnliche
Angabe findet sich in OS 43 aus dem benachbarten Evanger (westl.
von Hord. 15). Ross kennt es ausser von Voss auch aus Valdres und
in der Form rysja auch aus Lista, Aasen als ryssa aus Tel., als rysja
aus Hard., doch war es schon zu Aasens Zeit in Tel. wenig gebråuch-
lich (hauptsåchlich als Spottname fur Frauen). Schon das von Christie
angefiihrte Beispiel ei villande ryssa »et galt Øg« (S. 273) scheint ein
Abgleiten ins Pejorative anzudeuten, und bei Leem findet sich nur die
unsichere Angabe ’ei Rysa\ ohne Erklårung19. Im iibrigen ist das
Karte 35 sind die Angaben des FB, die ja meist nur den Sg. nennen, durch Belege
aus der Fachliteratur (Larsen, Sognem. S. 524 f.; Ross NB. XVI 126) ergånzt,
doch ist allerdings zu beriicksichtigen, dass marair) heute vor merralr) im Ruckzug
ist (so lt. Oppl. 9 und einer Angabe in INF aus Hord. Eidf.). Merr scheint sich
auch im alteren Dån. und in dån. Dialekten mit marr vermischt zu haben (mar
»Stute«, marføl »weibliches Fohlen«; s. ODS XIII 976, XIV 661; Feilberg II
554), ebenso im Schwed.; vgl. mar(r) »Stute« bei Rietz 432 a (eine andere, aber
unrichtige Erklårung bei Hellquist 681), dem sich wohl auch die von Aasen
fur Trysil (= Hedm. 9) bezeugte Form mar anschliesst. Aus Etnedal (= Oppl.
10) belegt OS 43 ein schw. Mask. mare »Schindmåhre, schlechtes Pferd«. PI.
mårår Hedm. 14b ist durch Vokalausgleich entstanden (vgl. Reitari, Rørosm.
S. 62; Ross NB. VIII 21; S. Kolsrud, Utsyn over målet i Øysterdalane og Solør-
bygdene (Bergen 1944), S. 23).
15. Vgl. J. Jakobsen, Aarbøger 1901: 67.182.
16. Rietz 262b nach Ihres Svenskt dialect-lexicon 1766.
17. Schlyter OB. 298.
18. Ebenso fiihrt es K. Bjørgaas, Or gomol ti III (1942), S. 88 als veraltetes Wort im
Dialekt von Voss an. Vgl. auch Nils Lid, Norske slakteskikkar (VSS 1923, II.
Hist.-filos. kl. nr. 4), S. 189, wonach Frauen nur das Wort ryssa, nicht merr brauchen
durften (Voss).
19. S. 270. Der Herausgeber T. Hannaas meint, die Angabe stamme aus einer
Wortersammlung aus Valdres und identifiziert die Form mit ryssa, doch kommt
eine KUrzung von intervokalischem -ss- > -s- auch flir Valdres nicht in Frage.