Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 252
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PFERD
1698 genannt, doch kannte es Bork wohl nur aus seiner trondischen
Heimat: nicht nur nennt er auffallend zahlreiche Synonyme fur »Stute«,
sondern der Beleg ist auch durch die urspriinglichere Bed. »kleines
zerzaustes weibliches Wesen«29 im mittl. Tr. (Innherred) råumlich
von dem iibrigen Gebiet mit der Bed. »Stute« getrennt. Die Ubertragung
des urspriinglich pejorativen Wortes auf die Stute ging nicht iiber die
Bed. »schlechtes Pferd«, sondern iiber den Gebrauch als Kosewort, der
wenigstens fur Sogn o.F. 20 ausdriicklich bezeugt wird30.
d) isl. kapall m.cir. capall »Pferd«, aisl. in der Bed. »Packpferd,
Saumpferd« iiberliefert31 und noch nisl. teilweise in der iibertragenen
Bed. »eine Pferdelast Heu« gebraucht, bezeichnet heute (selten) in Ost-
und Siidostisland ebenfalls die Stute. Es muss fruher in dieser Bedeu-
tung noch weiter verbreitet gewesen sein, da aus Borg. die Zss. kapla-
mjdlk, aus Nordisland kapalmjolk »Milch der Stute« bezeugt ist32.
e) Nur vereinzelt zeigt das FB furs Isl. eine Zss. glugghross i.S.v.
»Stute«. Sie ist jedoch lt. ergånzender Mitteilung von Prof. Jon Hel-
gason weiter herum (auch in Austfirdir und Rang.) bekannt, hat
aber einen etwas vulgåren Anstrich und wird von den Gww. selbst sicher
mit Recht zu gluggi (gluggur) »Fenster«, bezogen auf die Geschlechts-
teile der Stute, gestellt33.
103. Alle ålteren Typen werden heute in Norwegen durch das vor
allem fachsprachliche hoppa (hoppe) f. konkurrenziert. Als im wesent-
lichen siidskand. Wort34 ist es vor allem im Dån., aber auch in Skåne,
auf Goti. und vereinzelt in Finnland36 an die Stelle von merr getreten
29. Vgl. Torp 792.
30. Vgl. auch Eilert Mo, MM 1925: 146 f., wonach die Stute in S-Tr. Sokn. und
Hedm. Folldal von Frauen tobba, von Månnern merr genannt wurde.
31. Vgl. Fritzner II 254, auch Cl-Vigf. 330.
32. Personl. Mitteilung von Prof. J6n Helgason.
33. Ein norw. stodn., das Ross fur Gbd. (Fron, Vågå) angibt und das dem in gleicher
Bedeutung gebråuchlichen schwed. sto n. entspricht, wird durch das FB nicht
mehr beståtigt. Ebenso sind das moglicherweise aus dem Ae. entlehnte aisl.
stedda f. (vgl. zur Etymologie De Vries 545; Johannesson, Et.Wb. 856; FT
1170; H. Palander, Die ahd. Tiernamen (1899), S. 85) und das noch von Årni
Magnusson (Levned og skrifter II, 1930, S. 246) verwendete færleikur m. trotz
der Erwåhnung bei Bl ond al heute nicht mehr im Gebrauch.
34. Es wird gewohnlich zu dån. hoppe »humpeln« gestellt und bedeutet demnach
eigentlich »Passgånger« (vgl. Torp 221; FT 417).
35. Vgl. Rietz 278 a; Gustavson 362; Vendeli 217 b (flåghoppa »Schimpfwort fur
eine ubertrieben artige Frau« Egentliga Finland). 351 a (hoppa »Stute oder
Wallach« ebd.).