Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 263
ZWEITE ALTERSSTUFE
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Nåher bei fole hinsichtlich des Alters steht vetlide m. Dies erscheint
in verschiedenen lautlichen Varianten wie vetie (vor allem in S- und
N-Tr. mit dem nordi. Østerd.14), vætli (N-Tr. 12), vitle (Møre o.R. 11),
vet(f)lei (N-Møre und angrenzende Gebiete von S-Tr. und Gbd.15),
vetelé (Møre o.R. 3,7,9; S-Tr. 13a), vitele (Møre o.R. 1016), vetterle
(Møre o.R. 8), vetterle'3 (Møre o.R. Vigra lt. NO GrMs); vættlæddi
(N-Tr. 7 lt. NO), vættleed{d)i (I nn her red lt. Ross), die sich alle auf
awestn. vetrlidi zuriickfuhren lassen17. Dieses ist aus der poetischen
Sprache in der Bed. »Bar (im zweiten Lebensjahr)« bezeugt18 und
bedeutet eigentlich »der einen Winter durchmacht oder durchgemacht,
iiberlebt hat« (zu Ilda »gehen, fahren, vorubergehen«)19. Norw. vetlide
bezeichnet demnach gewohnlich das junge Pferd im Alter von 1-2
Jahren (nach dem ersten Winter), gelegentlich aber auch schon im
ersten Winter, also etwa %-l% Jahre. Es wird meist ohne Riicksicht
auf das Geschlecht gebraucht;nur gelegentlich erscheinen unterscheidende
Zusammensetzungen wie vetle(i)merr, selten vetlehest, ebenfalls selten
heste-, merravetle, und nur ganz vereinzelt scheint es auf das månnliche
Tier beschrånkt zu sein.
In seiner Anwendung auf das junge Pferd erscheint vetlide heute
als typisches Tronderwort: es ist vor allem in S- und N-Tr. gelåufig,
ausserdem in ganz Møre o.R. ausser dem sudl. S-Møre, wåhrend es
in den beiden Belegen Hedm. 16,19 als veraltet bezeichnet wird. In
der Bed. »einjåhriger Bar« lebt es in Sudnorwegen weiter20. Ausser-
dem kommt es (durch Ross tw. beståtigt) vereinzelt in V-Agd., Ro g.
und Sogn in der Bed. »junges Schaf« (s. § 210b), lt. einer Angabe in
NO (’vehlin’ = bf. von vetie) in Hedm. 15 in der Bed. »Stierkalb«
vor. Da somit das siidliche Norwegen durch andere, mindestens im
Falle von »junger Bar« alte Bedeutungen ’besetzt’ ist, ist es unwahr-
scheinlich, dass das Wort in der Bed. »einjåhriges Pferd« einst viel
weiter nach Suden gereicht haben und dann von fole verdrångt worden
14. Lt. Hedm. 19 [v^/'/a]; S-Tr. 13b [ve^/e]; N-Tr. 6 [ve'tlé'], Røra (NO) vættlee.
15. Lt. INF. in Møre o.R. Bud [vét'lfQ.
16. Lt. OS 43; lt. FB vetie.
17. Durch Kreuzung mit vetrung (s. § 110) ist die Form vetling Flemsøy in Møre o.R.
11 (Ross) en tstanden.
18. Vgl. Fritzner III 926; Cl-Vigf. 701; Lex. Poet. 611.
19. Vgl. zur Etymologie Torp 860; De Vries 658; Johannesson, Et.Wb. 736.
20. Tel. lt. Aasen; NFL 15: 71; R. Berge, Norsk Sogukunst (1924); A-Agd. 19 lt.
NO. Eine entsprechende Angabe von Ross fur N-Møre ist wohl sehr zweifelhaft.