Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 275
HUFSTRAHL
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gewinnen wir von da aus keine Anhaltspunkte. Es lassen sich jedoch
einige Momente anfiihren, die in diesem Fali eher gegen die Annahme
einer ost-westlichen Wortbewegung sprechen: a) Die Lage des Relikt-
gebietes von froskltr(j)øsk. Es zeigt seine grosste Ausdehnung im Osten,
in den der schwedischen Grenze am nåchsten gelegenen Gebieten, die,
wenigstens im Sudabschnitt, von Hause aus nicht besonders konservativ
sind, wåhrend das im allgem. stårker konservative Kerngebiet des innern
Siidens (oberes Tel. - Num. - Hall.) nur zu einem kleinen Teil mit
eingeschlossen ist. Bei einem Vorstoss von Osten her liesse sich schwer
erklåren, weshalb gerade die am nåchsten gelegenen, relativ verkehrs-
erschlossenen Gegenden ausgespart blieben. — b) Wichtiger ist aber
ein sachlicher Gesichtspunkt. Wie vor allem Lennart Moberg29 uber-
zeugend dargelegt hat, wurde im Mittelalter und auch in der neueren
Zeit ein lebhafter Pferdehandel von Norwegen nach Schweden getrie-
ben, in dessen Gefolge sich ein so typisches Wort der Pferdeterminologie
wie black »falb« vom westlichen Norden aus iiber ganz Schweden bis
nach Finnland ausbreiten konnte. Wenn wir bedenken, dass die åltesten
Zuchtgebiete der norwegischen Pferde im Westen (vor allem in Nfj.
und S-Møre)30 liegen, so erscheint es als recht wahrscheinlich, dass
der Ausgangspunkt des Typus kråka gerade hier zu suchen ist. Wenn
er im unmittelbar ostlich angrenzenden Gebiet nicht durchgedrungen
ist, mag dies damit zusammenhången, dass hier, besonders in Gbd.,
seit alters eine eigene Pferdezucht betrieben wurde (’Gudbrandsdals-’
oder ’Dølahest’ im Gegensatz zum ’Fjordhest’). Selbst wenn aber
kråka als Bezeichnung des Hufstrahls auch in Westnorwegen erst
nach der islåndischen Landnahme aufgekommen wåre, wåre es dennoch
unwahrscheinlich, dass *prjoskr/tr(j)øsk hier einst im Gebrauch gewesen
wåre, da hier — wenigstens in Hord. und Sogn o.F. — die alte Misch-
form frausk<froskr + frauki, fraud(f) (s. § 115) als Name des Frosches
herrscht. Tr(j)øsk »Hufstrahl« scheint also von jeher auf ein mehr oder
weniger begrenztes Gebiet im (inneren) Silden Norwegens, das aller-
dings wegen der Verbreitung von trøsk usw. »Frosch« auch Agder und
Ro g. umfasst haben kann, beschrånkt gewesen zu sein.
Es wåre verlockend, die Beziehung Valdres - Siidisland noch
stårker hervorzuheben und sie mit jenem islåndischen Siedler Bjorn in
29. Moberg, Nasalass. S. 88 f.
30. Vgl. Norsk Allkunnebok IV 468 f.