Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 282
252
PFERD
Westnord. ist das Wort auf die Måhne des Pferdes spezialisiert. Im
ostlichsten Norwegen ist es nur in der Bed. »Trespe« Østf. (Aasen;
lt. Ro s s in der Form fakse auch in Rom.) bezeugt. Aus schwed. Dia-
lekten sind vor allem fax(er) »Fransen« (Vårml. It. ULMA30) und die
Ableitung faxe m. »Trespe ua.« Vårmi., V-Gotl. ua.31, »gåshafra i
såd« Go ti.3 2 bekannt. Ein Rest der ursprunglichen Bedeutung »Haar«
liegt in der Zss. ludenfax m. »zottiger Hund« Nyl.33 Ob diese allgemei-
nere Bedeutung (etwa i.S.v. »Haarschopf«) zT. auch den recht zahl-
reichen Gewåssernamen mit faks in Norwegen und Schweden zu-
grunde liegen kann oder ob hier durchwegs von der Bed. »(Pferde)-
måhne« auszugehen ist, ist wohl nicht sicher zu entscheiden, so dass
es auch ungewiss ist, ob allenfalls der Flussname Faxalven (Ångml.)
als Zeuge einstigen Vorkommens von fax »Måhne« in Nordschweden
beansprucht werden darf34.
Neben das gemeingerm. mQn trat also im Westnord. jiingeres fax als
Bezeichnung der Pferdemåhne. Im Awestn. sind beide belegt: mQn in
der Liederedda und in isl. Sagas, fax auch aus dem Anorw., doch weist
mQn lt. Fritzner II 773 bzw. I 396 und Cl-Vigf. 444 bzw. 145 die
grossere Belegzahl auf. Mon »Måhne« war demnach einst im Isl. eben-
sogut wie im Får. und Norw. vorhanden, und wenn fax/faks im Isl.
heute alleinherrschend, im grossten Teil der Fåroer allein gebråuchlich
ist und auch in Teilen Westnorwegens, des Trøndelag und Nord-
norwegens praktisch allein herrscht, so ist dies das Ergebnis eines
sekundåren Ausgleichs.
Obwohl dies wenigstens in den Worterbuchern nicht deutlich zum
Ausdruck kommt, ist aber anzunehmen, dass die beiden Worter in der
alten Sprache im allgem. nicht ganz synonym waren, sondern — gemåss
ihrer Grundbedeutung »Hals« bzw. »Haar im allgem.« — im gleichen
oder åhnlichen Sinne wie heute noch in weiten Gebieten Norwegens
differenziert gebraucht wurden. Hierauf deuten auch folgende zwei Mo-
mente: a) In 5 von 7 aisl. Belegen fur mQn ist die Rede von skera, meita
mQn, wobei zu beachten ist, dass mQn, obwohl fast alle Belege aus der
30. Vgl. SAOB F 413 (ohne Lokalisierung).
31. Rietz 132 b; ULMA.
32. Gustavson S. 184.
33. Vendeli 563a.
34. Vgl. hiezu zB. O. Rygh, Norske Elvenavne (Kristiania 1904), S. 45; P. Hovda,
Norske fiskeméd (Skrifter frå Norsk Stadnamnarkiv 2, Oslo-Bergen 1961), S. 290.