Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 285
LÅNGSSTREIFEN / SCHWANZHAAR
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dunklem Ruckenstreifen« und in Pferdenamen (Kingåla, Bleikålingr)
belegt4 und ist heute noch in ganz Norwegen, nicht nur von Pferden,
sondern zB. auch von Ziegen, im Gebrauch (vgl. Aasen). Wenn es
in Bezug auf das Pferd in Ost- und Nordnorwegen etwas zuriicktritt5 6 7,
so ist dies sachlich begrundet: der dunkle Långsstreifen kommt vor
allem beim ’Fjordhest’ mit seiner meist falben Farbe vor, wåhrend
er dem meist braunen ’Dølahest’ im allgem. nicht eigen ist8.
Im Far., wo ålur m. meist synonym mit ål f. (= isl. ål), dh. allgemein
i.S.v. »Streifen« gebraucht wird, erscheint es in der vorliegenden Be-
deutung nur einmal (Får. 3), das Fem. daneben zweimal (8,22).
Auch im Isl. ist åll »Ruckenstreifen« bis zu einem gewissen Grade
noch bekannt. Blondal fuhrt es in dieser Bedeutung ohne besondere
Bemerkung an, und auch im FB wird es vereinzelt genannt, vermutlich
allerdings nur in Anlehnung an die noch heute allgemein gelåufigen
Adj. bleik-, moålottur und die Subst. bleik-, moålingur1. Als gewohnliche
Bezeichnung des dunkeln Riickenstreifens von Pferden dient jedoch
heute auf dem ganzen Gebiet mon f., urspriinglich »Måhne« (s. §§ 119,
122)8, das dariiber hinaus ziemlich allgemein i.S.v. »Streifen« verwendet
wird9.
9) Das Haar am Pferdeschwanz
(Karte 40)
124. Wie schon § 87 ausgefuhrt wurde, hat das gemeingerm. tagl n. im
Norw. die åltere Bedeutung »Haar am Pferde- (oder Kuh-)schwanz«
4. S. Fritzner I 35.153, II 726; Cl-Vigf. 43. Die beiden Pferdenamen finden sich
bei Cl-Vigf. Das Register zu Islendingasogur, ed. Gudni Jonsson (Bd. 13,
Reykjavik 1949: 429.431) verzeichnet die Formen Bleikåla und Kengåla (Grettis
saga).
5. Die betr. Frage D 8 blieb hier oft unbeantwortet.
6. Vgl. Kr. Saareim, Husdyrlære (1923), SS. 270 f. 296.
7. Dass das Wort in der vorliegenden Bedeutung nicht mehr recht gebrauchlich ist,
wird auch in Theodor Arnbjornssons Hestar (1931) deutlich, wo es besonders
erklart und zudem wohl zu weit definiert wird: 'Åll kallast ba6, er faxiS, tagli5
og monin eftir hryggnum er svart’ (S. 122).
8. Ein von Blondal erwåhntes schw. Mask. mani »Stribe paa Ryggen« bezieht
sich nach der angefiihrten Quelle (6lafur DaviSsson, Islenzkar pulur og pjod-
kvædi 1898-1903) auf Kiihe und kommt demgemåss im FB nicht vor.
9. Nach einer Angabe aus Hord. 15(c) soli auch norw. mån i.S.v. »Ruckenstreifen«
gebraucht werden, doch ist dies sehr unsicher, da Hord. 15a/b das Wort in der
gewohnlichen Bed. »Måhne« nennen.