Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 287
SCHWANZHAAR
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schliesst das Wort auch das Haar in der Måhne mit ein, so lt. A-Agd. 196.
Im Isl., wo tagl zur Bezeichnung des ganzen Pferdeschwanzes ge-
worden ist, wird das Schwanzhaar gewohnlich mit taglhår n., nur selten
mit blossem tagl bezeichnet.
Im Far., wo faks seinen Bedeutungsumfang von der Måhne auf das
Haar am Schwanz ausgedehnt hat (vgl. § 126), ist tagl iiberhaupt selten.
Es erscheint im FB in der vorliegenden Bedeutung nur zweimal, in
beiden Belegen neben halafaks.
125. Statt oder nicht selten neben tagl wird in einem rel. kleinen Gebiet in
Westnorwegen: vom mittl. und nordi. Rog. bis zur Nordgrenze von
Hord., vereinzelt auch noch bis Sogn, das Wort harg7 n. gebraucht.
Die urspriinglichere Form hagr (vgl. u.), die Ross noch aus Sogn o.F.
Lav., Larsen, Sognem. 89.325 aus Lav. und Hyll. kennen, fehit im
FB. Ebenso erscheint die Kreuzungsform hagl, die lt. Ross auch in
Sogn o.F. Vik, Sogndal und Fjaler (Ytre Dale) vorkam, im FB nur
noch in Hord. 30(a) (ausserdem in einem schwer zu beurteilenden
Einzelbeleg in Lof.; Ausstrahlung von Bergen aus?). Oberhaupt zeigt
der Vergleich mit Ross und Larsen, Sognem., dass das Wort in Sogn
im Ruckgang begriffen ist: an allen den genannten Orten erscheint
im FB nur tagl und ausserdem scheint auch Ross’ generelle Angabe
'Indre Sogn’ anzudeuten, dass es zu seiner Zeit in dieser Gegend noch
gebråuchlicher war. Ob dagegen die Zss. hestehagl, wie Ross behauptet8,
einst auch weit ausserhalb Westnorwegens: in Oslo und Gauld.,
vorkam, ist wohl doch zweifelhaft9. Im Gegensatz zum Nordrand seines
Verbreitungsgebietes steht harg in seinem Kerngebiet von Hord. bis
Nord-Ro g. heute noch stark. Auch wo es hier neben tagl steht, diirfte
es mindestens teilweise10 noch gebråuchlicher sein als dieses. Ob sein
Bedeutungsumfang — wie aus Ross’ Ubersetzung »de grove Haar paa
Hestens Hale og Manke« und dem von ihm angefiihrten, von harg
abgeleiteten Vb. harga (hesten) »klippe Hestens Man« hervorzugehen
6. Vgl. auch die vereinzelten Zssen. rumpetagl Akersh. 3, rovetagl Oppl. 7.
7. Vereinzelt hark Rog. 15; Hord. 23.
8. Ross mochte sie allerdings durch falsche Auflosung von hest(t)agl erklåren.
9. Ross’ Worterbuch enthålt iiberhaupt eine betråchtliche Zahl von Ortsangaben,
die von der durch das FB gegebenen Verbreitung der betr. Worter aus gesehen
als sehr zweifelhaft erscheinen mussen.
10. So in Rog. 25; Hord. 15,21,32.