Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 291
KREUZ
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fuhrt noch eine Reihe anderer Bedeutungen und Wendungen an, die
indessen nicht sicher alle hieher gehoren. Von der (allgemeineren) Bed.
»Tierhinterer« geht wohl die Wendung lig g ja å (Q dof »(von Tieren)
zusammengerollt schlåfrig daliegen«, iibertragen liggja d ddfinni »tråge,
untåtig sein«, aus. Dof »Erhohung« kann sekundår aus dieser Bedeutung
entwickelt sein. Die Bedeutungen »Ruhe, Schlummer« und »Schlåfrig-
keit, Mattheit, Untåtigkeit« sind moglicherweise erst nachtråglich aus
der Wendung liggja å dof(inm) herausgelost worden, obwohl auch hier
mit der Moglichkeit einer selbståndigen Bildung zu rechnen ist9.
128. Als Bezeichnung der Kreuzpartie deutlich sekundår ist lend f.,
eigentlich »Lende«.
Norw. lend(lt. V-Agd. 19 bf.pl. lendan, lt. V-Agd. 17 bf.neutr. 'lennet’,
lt. Østf. 4b ablautend 'lunn' f.10 neben bf. 'lenna' 4a) beherrscht heute
in der Bed. »Kreuz des Pferdes«, obwohl manchenorts von dem moder-
nen Fachwort kryss schon stark konkurrenziert, das ganze Ostland
mit den siidlichen und zentralen Teilen des Trøndelag und N-Møre
sowie ganz Siidnorwegen bis nach dem siidl. und dem nordostl.
Ro g.* 11. Auch westlich des Hochgebirgskammes finden sich recht zahl-
reiche Belege, vor allem in den inneren Fjordgebieten: im inneren Hard.,
in Voss und in den inneren Gebieten von Sogn, Sfj., Nfj. und S-Møre.
Einzig in Nordnorwegen fehit dieser Typus vollig.
Ausserdem wird das Kreuz des Pferdes im Isl. durchwegs mit lend
(lt. Isl. 9 auch PI. lendar, lt. 21, wohl unsicher, auch lendi n.) bezeichnet.
Auch im Schwed. und Dån. hat das Wort teilweise diese Bedeutung
angenommen12. Daneben bezeichnet es aber auch im Nord. bei Menschen
und Tieren gewohnlich die Lende, dh. (bes. bei Tieren) das unmittelbar
vor dem Kreuz liegende Stiick des Riickens, und auch beim Pferd wird
9. Vgl. Johannesson, Et.Wb. 498.
10. Lt. Aasen und Ross ist lund in der Bed. »Kreuz, Lende« allerdings in Sudost-
norwegen weit verbreitet.
11. Nach einer Angabe in NO aus Kopervik auf Karmøy (zwischen Rog. 20 und 23)
bis ins nordwestl. Rog.
12. Vgl. SAOB L 1631 (land »om de båda upphojda, mjuka, rundade partierna over
hoftbenen (hos ntånniska 1. vissa djurarter, sårsk. hast)...« mit Beispielen wie
En hast med vacker, bred, smal, lang, kort, insjunken land.... Han klappade hdsten
på lånden ua.); Gustavson 574; ODS XIII 401 (lænd ».ogsaa d.s.s. Kryds«);
vgl. auch Feilberg II 496 lændefalden »von Tieren, deren eine Hiifte niedriger
ist als die andere«. In den Dialektworterbuchern erscheint das Wort nur sparlich.