Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 294
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sprachen, als Entlehnung aus dem Ostnord. betrachten will, wie dies
schon mehrfach erwogen worden ist18. Wåre es Lehnwort, so kame
aus semantischen Grunden nur ein (siidwest)norw. Dialekt, nicht aber
das Dån. als gebende Sprache in Frage. Es besteht indessen kaum ein
zwingender Grund fur die Annahme von Entlehnung, da die Bewahrung
von -mp- hier auch expressiven Charakter haben kann. Aber auch in
diesem Fail ist es bedenklich, fur die vorliegende Bedeutung gemeinsames
Erbe aus der Zeit vor der Abwanderung nach den Fåroern und den
Orkneys anzunehmen. Dass får. døv in der Bed. »Kreuz« noch aus
der jiingsten Vergangenheit bezeugt ist, ist wohl nicht ohne Belang, wenn
auch die Moglichkeit alter Sprachmischung grundsåtzlich nicht aus-
zuschliessen ist (vgl. das Isl. § 128). Ausserdem ist das siidwestnorw.
Gebiet zu klein, dass wir darauf Schliisse fur eine so weit zuriickliegende
Zeit bauen konnten, und auch die anord. Belege19 liefern keine sichern
Anhaltspunkte. Will man nicht doch mit Parallelentwicklung rechnen,
so bleibt nur die Annahme sprachlicher Ausstrahlung in neuerer Zeit
von Siidwestnorwegen nach den Fåroern und den Britischen
Inseln iibrig.
11) »wiehern«
130. Die Verben, welche die Laute des Pferdes wiedergeben, sind wort-
geographisch wenig ergiebig. Die Normallaute werden auf dem ganzen
Gebiet mit dem gemeingerm. Typus norw. kneggja, neggja, gneggja,
isl. hneggja, gneggja, får. neggja, gneggja (øn-Vb.), nur vereinzelt und
im allgem. unter Einfluss des Bm., bes. in Siidostnorwegen, mit
vrinska bezeichnet. »Schwach wiehern (zB. aus Hunger, Zårtlichkeit)«
heisst norw.(ausser vereinzeltem&økrøin Rog.und Hord.) jetzt durchaus
humra (o«-Vb.), friiher lt. Ross in Sogn, Voss und Valdres kumra,
im Isl. meist kumra, nur vereinzelt humra, wåhrend das Far. keinen
festen Ausdruck kennt (am ehesten små(g)neggja).
18. So von Hellquist 312; Johannesson, Et.Wb. 321.1018; De Vries 194.
19. S. Fritzner I 665.