Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 303
ZUCHTSTIER
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tjorstut (Tel. 14; A-Agd. 20, auch Rog. 16,1714), tjorukse (Busk.
4,8,11) sowie das Adj. tjorfør »zuchtfåhig« (A-Agd. 3,8, lt. Aasen auch
in 'Østlandet’); vgl. auch tjorgild »dass.« A-Agd. 20, auch V-Agd.
15. Auch erhalten wir ein etwas vollståndigeres Verbreitungsbild, wenn
wir die Belege hinzunehmen, nach denen das Wort speziell von jungen
Stieren gebraucht wird: V-Agd. 19,21; Rog. 11b,16. In V-Agd. 16 ist
es nur noch als Schimpfwort im Gebrauch; lt. NO ist es auch in V-Agd.
10 in dieser Bedeutung håufig, und in V-Agd. 12 wird es lt. einer Angabe
in NO meist als Schimpfwort oder ’scherzhaft’ verwendet.
Zu einem einigermassen abgerundeten Bild gelangen wir indessen erst
durch Heranziehung des vollståndigen Materials von NO und OS 43
sowie der wissenschaftlichen Mundartliteratur bis zuruck auf Aasen,
wie dies auf Karte 44 dargestellt ist15. Die Lucke in der Mitte låsst sich
allerdings auch so nicht vollig schliessen, da Aasen nur recht allgemein
mit 'i de sydligste Egne til S-Hord. og Busk., ogsaa Smaalenene og
Rom.’ lokalisiert, aber wir gewinnen doch die Umrisse der Verbreitung,
wie sie noch in der zweiten Halfte des 19. Jh.s geherrscht haben muss:
das Wort war also schon damals auf das siidlichste Norwegen, etwa
siidlich einer Linie mittl. Østerd. - Lillehammer - mittl. Hall. - Grenze
Tel./Busk. - mittl. Hord., beschrankt18. Weiter nach Norden gelangen
wir, selbst anhand der anord. Belege17, nicht, und schon Leem kennt
nur aus Rog. Av. die Zss. 'kior-børge' »paarungstuchtig (vom Stier)«.
Das Wort erscheint denn auch in der Schriftsprache nur vereinzelt18,
in der neunorw. Literatur nur bei dem in Jæren geborenen Arne
Garborg (NO).
14. Nach andern Quellen auch in Vestf. 2 (OS 43),3 (Skulerud, Tinnsm. S. 591);
Tel. Solum (Dalene, Solumsm. S. 57), Mo (OS 43).
15. Die nicht dem FB entnommenen Belege sind auf der Karte durch ein oben an dem
betr. Zeichen angebrachtes senkrechtes Strichlein gekennzeichnet. Nicht beriick-
sichtigt wurde dagegen das in NMA anhand von StO. gesammelte Material,
doch ergibt dies lt. freundl. Mitteilung von Dr. Inge borg Hof f, Oslo, kein anderes
Bild.
16. Bezeichnend ist, dass Aasen der Zss. tjorpose »en liden Oxe« in Mandal syno-
nymes uksepose in S-Møre gegenuberstellt (vgl. § 149, a,2).
17. Fritzner II 1028 und Hertzberg 743 belegen das Wort aus Magnus Håkons-
sons Landrecht. Ausserdem kommt es aisl. in der HymiskviSa und in der
Våpnfir6inga saga sowie in den Zssen. jjjorshgfud »Schiffsschnabel in Form
eines Stierkopfs« (Landn.) und gaukpjdrr, Bezeichnung eines Vogels in einer
bula, vor (s. auch Fritzner I 566; Cl-Vigf. 740; Lex. Poet. 174.642). Unsicher
ist wohl die Konjektur pjdra fur korn bei Hertzberg 361.743.
18. Vgl. NROB II 2784.