Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 307
ZUCHTSTIER
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wohl fiir die Gegend von Bergen und Chr. Jensøn 1646 ’Ti-Vnge »en
Tyr sive grad Oxe«’ fiir Sfj. belegen, durfen wir fiir diesen Typus ein
urspriinglich zusammenhångendes Verbreitungsgebiet von S-Hord. bis
S-Møre erschliessen. Auffållig ist dagegen Aasens Angabe, er sei in
’Trondh.’ sogar håufigerals in’Bergens Stift’, da heute im Trøndelag
jede sichere Spur von ihm fehit34.
Nun schliesst sich aber siidostlich des Gebietes, in dem tidung, tiding
i.S.v. »Zuchtstier im allgemeinen, ohne Rucksicht auf das Alter« oder
»ausgewachsener Zuchtstier« vorkommt oder fur eine åltere Zeit erschlos-
sen werden kann, eine Zone an, in welcher das Wort eine jungere Alters-
stufe des Rindes bezeichnet: im oberen Hall., im oberen Num., im
oberen und westl. Tel. und in Set. mit Auslåufern in Ro g. 17 und
Hord. 9. Hier bezeichnet es, durchwegs in der Form tidung {ti'ung,
te’ung35), in der Regel das Alter von ca. 2-3 Jahren, dh. die dritte beson-
ders benannte Altersstufe; es folgt gewohnlich auf vetrung (s. § 145)
und umfasst im allgem. beide Geschlechter, wobei diese nach Bedarf
durch die Zssen. tidungsstut (in Busk. 17 -ukse) / tidungskviga unter-
schieden werden. Einzig in Tel. 13, lt. OS 43 auch in Busk. Uvdal,
scheint es auf das månnliche Tier beschrånkt zu sein (in Tel. 13 neben
entsprechendem frums fiir das weibliche Tier)36. In diesem Gebiet, des-
sen Reliktcharakter schon aus der geographischen Lage in den Gebirgs-
gegenden des inneren Sudnorwegens deutlich hervorgeht, liegt die
urspriingliche Bedeutung des Wortes vor. Es ist von norw. tid, anord.
tid »Zeit« abgeleitet und bezeichnet von Hause aus das Rind zur Zeit
der ersten Zuchtbenutzung (vgl. auch tidd »tråchtig« § 50), stellt also
34. fiber buting s.u. Einzig bei Knut Hamsun, Markens grøde (Samlede verker 7,
Oslo 1955, S. 156) kommt ein tidungr »Zuchtstier« vor (oksen var tidungr), das
aber — abgesehen davon, dass es formal (Endung -r) und syntaktisch (als Adj.?)
fragwiirdig ist — wohl nicht ohne weiteres auf nordnorw. Mundarten zuriick-
gefiihrt werden darf.
35- Formen mit Stammvokal -e- gelten im westl. Tel. und in Set.; vgl. dazu Ross
NB. II 9.
Vgl. auch Aasen: ’I Tel. Teung, og Teungsstut om en toaargammel Oxe, ligesom
Teungskvige om en toaargammel Kvie’. Dass aber der Befund aus dem FB im
wesentlichen richtig ist, zeigt z.B. Hellemo, Suldal S. 122 (tidung m. »toårsgamalt
storfe, både om tidungskvige og tidungsstut«). An einigen Orten werden nur
Zusammensetzungen genannt: in Tel. 15 nur tidungsstut (entspr. weiblichem frums,
ca. 1-2 J.), in Busk. 16; A-Agd. 18 nur tidungskviga. In einer Angabe in OS 43
aus Hord. 9 wird beim 2-3jåhrigen weiblichen Tier unterschieden zwischen
tidungskviga ’ifall ho ikkje hev kalva’ und frums ’ifall ho hev kalva’, fiber
tidung, tidungsbekar, -veder »Widder im Alter von ca. 1 %-2 J.« s. § 210, Anm. 1.