Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 311
ZUCHTSTIER
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das nicht bis auf das skandinavische Festland vorgedrungen ist. Es
ist anord. nur als ’oxna heiti’ in einer ]mla der SnE. (S. 335) belegt,
ist aber heute im Far. (neben dem kindersprachlichen bullur) die einzig
gebråuchliche Bezeichnung des (Zucht)stiers und auch im Isl. neben
boli und naut sehr gelåufig. Gegeniiber den beiden letztern ist es jedoch
stårker auf die Bed. »Zuchtstier« eingeschrånkt und hat in diesem Sinne
einen gewissen fachsprachlichen Anstrich.
Das in der vorliegenden Bedeutung gelåufigste Wort des Nisl. ist
der urspriingliche Gattungsname naut n. (vgl. § 131), der durch die
Zssen. nautgripir, nautpeningur (nautfé) auf diese Funktion abgedrångt
wurde und wohl seinerseits (zusammen mit tarfur und boli, auch graå-
ungur, gridungur) zu der Spezialisierung von uxi auf die Bed. »Ochse«
beigetragen hat. Da sich unter den anord. Belegen58 fur naut kaum einer
findet, in dem schon die spezielle Bedeutung »Stier« vorliegen konnte,
muss die Bedeutungsverschiebung erst im tlbergang zum Nisl. einge-
treten sein. Dass naut aber heute die gebråuchlichste Bezeichnung des
Stiers ist, geht nicht nur aus der hohen Belegzahl (69) hervor, sondern
wird auch von mehreren Gww. ausdriicklich betont. Dabei braucht
es sich, wie aus zahlreichen Angaben hervorgeht, nicht ausschliesslich
auf das zuchtfåhige Tier zu beziehen, sondern kann auch das månnliche
Rind im allgem. bezeichnen. Flir den Zuchtstier im besondern werden
daneben gelegentlich die Zssen. graåneyti n. (vor allem an einigen
Orten im Siiden und Siidosten), selten [>arianau( (Isl. 63, auch lt. Blon-
dal), lt. Blondal, aber durch das FB nicht beståtigt, auch bunaut
und kuneyti gebraucht.
Recht håufig ist auch isl. tuddi m. Dieses Wort ist anord. noch nicht
belegt und etymologisch unsicher57, so dass es ungewiss bleibt, ob es
eine urspriinglich hypokoristische Geminate (zu fijor(r) ?) enthålt.
Sicher ist jedoch, dass es wenigstens teilweise als kosend empfunden
wird58. Mehrere Gww. mochten es allgemein als diminutiv verstanden
wissen59 oder beziehen es speziell auf eine der ersten Altersstufen, vor
allem auf die zweite (ca. V2,1—1V2,2 Jahre): Isl. 24,27,46,48,49,75,
56. S. Fritzner II 799; Cl-Vigf. 447.
57. Vgl. Johannesson, Et.Wb. 467; ders., Mediageminata SS. 33.58.
58. So lt. Isl. 1,31,35,41,46,49,69,76. Isl. 38 legt dem Wort einen leicht veråchtlichen
Sinn bei.
59. So Isl. 52,56.