Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 313
ZUCHTSTIER
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auch durch Bl on dal beståtigten graduxi I si. 63). Im stidlichen Skandi-
navien trat tjor {tjur, tyr) an die Stelle von ukse {okse, oxe), das im sud-
lichen Schweden, aber auch in Finnland und in der schwed. Reichs-
sprache, ebenso in dån. Dialekten (Jutl.) ebenfalls die Bed. »Ochse«
angenommen hat, wåhrend es in der dån. Reichssprache hauptsåchlich
noch von Schlachtvieh gebraucht wird65.
Obwohl tjor usw., anord. pjorr, eine alte Bildung mit idg. Beziehungen
ist66, scheint sie nie im ganzen Norden verbreitet gewesen zu sein. In
Norwegen ist das Gebiet, in dem sich das Wort nachweisen låsst,
streng auf die sudlichsten Landesteile beschrånkt, in Schweden scheinen
die Vorkommnisse im nordlichen Teil des Landes auf jiingerem reichs-
sprachlichem Einfluss zu beruhen67, und auch im Isl. und Får., wo sich
heute nur noch wenige Uberreste davon finden, scheint es kaum je
allgemein verbreitet gewesen zu sein (vgl. § 136). Es handelt sich also
um eine freilich sehr weit zuruckliegende sudskand. Novation, die sich
auf Kosten von ukse gegen Norden ausgebreitet hat, aber (wenigstens
in autochthoner Entwicklung) im mittleren Skandinavien (Mittel-
schweden und Sudnorwegen68) zum Stehen kam. Wir konnen somit
annehmen, dass dieser Vorstoss von pjorr/tjor in Norwegen schon in
anord. Zeit einen Siid/Nord-Gegensatz geschaffen hatte, so dass also
in uxi und pjorr zwei Synonyme aus verschiedenen Gegenden des Landes
nach Island gelangten.
Spåter ruckte dann das jiingere stut in das Gebiet von tjor in Sud-
norwegen ein. Wåhrend pjorr schon in der Hymiskvida vorkommt
(vgl. Anm. 17), ist stut erst aus norw. Urkunden des 13. Jh.s bezeugt69,
und es ist auch nicht nach den westlichen Inseln gelangt. Heute hat es
tjor in Norwegen auf zwei kleine Restgebiete zuruckgedrångt, so
dass der Nord/Siid-Gegensatz jetzt im wesentlichen zwischen ukse und
stut besteht. Stut ist jedoch, hier sicher auf Kosten von ukse, zT. noch
iiber die in § 135 geschilderte Grenze hinaus nach Norden vorgedrungen,
vor allem im Westen bis S-Møre, vereinzelt sogar bis Nordnorwegen.
65. Vgl. ausser Zetterholm auch Rietz 778 a; Wessman II 11; Feilberg II 736;
ODS XV 389/91; Nudansk OB. II 80.
66. Vgl. zur Etymologie FT 1309; Torp 791; Hellquist 1194; Johannesson,
Et.Wb. 429; De Vries 614; Pokorny I 1083.
67. Vgl. Zetterholm 1937, S. 138.
68. Vgl. auch Fig. 10 bei Zetterholm 1937, S. 137.
69. Vgl. Zetterholm 1937, S. 135.