Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 318
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RIND
Neben kyr kennt das Isl. noch einige andere Worter fur »Kuh«:
a) baula f., zum Verb baula (s. § 190a), schon aisl. aus BiskupasQgur
und Ævintyri belegt2, nisl. allerdings nicht mehr sehr gelåufig. Es wird
zwar von mehreren iiber das ganze Land verstreuten Orten mitgeteilt,
jedoch mehrfach als rel. selten bezeichnet3. Isl. 62 fasst es als eine Art
Kosewort auf; auch lt. Prof. Jon Helgason (Borg.) wird es (im Ge-
gensatz zu belja) bes. in freundlichem Sinn verwendet.
b) belja f., auf gleiche Weise zum Vb. belja (s. §§ 190b, 195) gebildet,
aus der alten Sprache zwar noch nicht belegt, heute jedoch viel gebråuch-
licher als baula. Das Wort kommt in allen Landesteilen vor, doch
scheint sein Gebrauch allerdings stark individuell bestimmt zu sein,
da es teils als sehr håufig (Isl. 32), teils als rel. selten (67) oder nur
pejorativ (21,60) bezeichnet wird, ohne dass dabei eine geographische
Verteilung ersichtlich wiirde4.
c) Gelegentlich wird wohl auch das gewohnlich als Kosewort flir
die Kuh gebrauchte kus(s)a f. 'neutral’ verwendet (so lt. Isl. 52)5.
t)ber den Gebrauch der Worter flir »Kuh« als Gattungsnamen s.
§ 133.
5) Die ersten Altersstufen
144. Die Bezeichnungen des jungen Rindes (auf der 1., 2. und allenfalls
3. Altersstufe) sind nur zT. wortgeographisch relevant. Auf der er sten
Stufe gilt flir beide Geschlechter auf dem ganzen Gebiet norw. kalv,
[kælv, kåv usw.] (spezifiziert durch die Zssen. uks(e)-, stut(e)-, tjore- / ku-,
kyr(e)-, kvig(e)-, kussekalv) bzw. isl. kålfur (tarf-, bola- / kvlgu-k.),
får. kålvnr (tarv- / kvlgu-k.) m. — Auf der zweiten Stufe, von 1/2 oder
2. S Fritzner I 118; Cl-Vigf. 54; vgl. auch den Beinamen baulufotr in der Sturl-
ungasaga.
3. So lt. Isl. 32 (viel seltener als belja!), 50,52.
4. Cand. mag. Årni Boøvarsson, Reykjavik, schreibt in einer personlichen
Mitteilung: ’Algengt orø ura kyr er belja (viøa miklu algengara en kyr, mismunandi
eftir bæjum; sumum hykir ovirøing aø kalla kyrnar beljur)'. Mit der letzten
Bemerkung stimmt die Mitteilung Prof. Jon Helgasons uberein, wonach das
Wort im Gegensatz zu baula im unfreundlichen oder jedenfalls ’unsentimentalen
Sinne verwendet wird.
5. Die von Blondal i.S.v. »Kuh« angefiihrten Worter bong f. (Austfirøir), svemla
f. (»Ko, spec. Ko med en stor Mave, drægtig Ko«) und vembla f. (nach Bjørn
Halldorsson) werden durch das FB nicht beståtigt.