Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 326
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ausserhalb Islands und Norwegens nicht bezeugt ist, ist doch so
auffållig, dass kaum Parallelentwicklung vorliegen kann. Diese Spezia-
lisierung låsst sich in Norwegen nur im nordlichen Teil des Landes
nachweisen, wåhrend wenigstens der Siidwesten, soweit sich anhand der
erwåhnten literarischen Belege feststellen låsst, die allgemeinere Bed.
»kleines Lebewesen« bewahrt hat. Wir konnen somit hier mit einiger
Wahrscheinlichkeit eine alte Beziehung zwischen Island und dem nord-
lichen Norwegen feststellen.
149. a) Relativ jung oder jedenfalls zeitlich nicht genauer bestimmbar
sind einige weitere Typen, die vom Begriff des Kleinen oder auch des
Rundlichen, Dicken, Klumpigen ausgehen30:
1. norw. uks(e)bagg, in S-Tr. 14,20, lt. NO I 363 auch in ’Østerd.’
(NFL 11) (-)bagge m.: im mittl. und nordi. Østerd. und im siidostl.
Trøndelag (Gauld. - Tydal), lt. NO auch im nordl. Gbd. (Oppl.
20) und in S-Tr. 12: zu bagg(é) »dicke, schwere Figur; Pack, Bundel«,
anord. baggi »Pack, Biindel«31. Gelegentlich kommen fur das weibliche
Tier die entsprechenden kubagg Hedm. 15, kvigbagg Hedm. 19; S-Tr.
19 vor, wåhrend an andern Orten (so in Hedm. 12,17; S-Tr. 14) uks-
bagg(e) und kviga nebeneinander stehen. Ausserhalb dieses Gebietes
findet sich nur die etwas unsichere Angabe ’oksespagg’ aus Troms 9,
die jedoch durch den Beleg bagg »ung okse« bei Iversen, Senjenm.
S. 52 gestiitzt wird. Es ist moglich, dass das Wort in der vorliegenden
Bedeutung durch Neusiedler nach dem hochsten Norden gelangte (vgl.
§ 251), doch kann auch Parallelentwicklung vorliegen. Mit schwed. bagge
als Bezeichnung des Widders (vor allem in O-Gotl.) und anderer Tiere
besteht sicher kein nåherer Zusammenhang32.
2. Zusammensetzungen mit norw. -pose m.: in einem geschlossenen
Gebiet in den åusseren Teilen von Agder, mit Auslåufern in Tel. und
Rog., sonst nur vereinzelt. Gemåss dieser råumlichen Lagerung domi-
niert die Zss. stut-, stute-, stuta-pose, wåhrend uksepose selten und tjor-
pose vereinzelt (V-Agd. 21) ist. In ’vettraongspose’ Sogn o.F. 6b liegt
30. Zu dieser Bedeutungsentwicklung im allgemeinen vgl. Persson, Idg. Wortf. S.
73 ff., auch K. F. Johannsson, KZ 36: 373 ff.
31. S. NO I 363 (vgl. auch schon folebagg § 108); Fritzner I 105; zur Etymologie
vgl. Torp 14; Johannesson, Et.Wb. 598 f.; De Vries 22; FT 811 sowie vor
allem Zetterholm 1940, S. 59.
32. Vgl. Zetterholm 1940, S. 58 f. sowie oben S. 191, Anm. 2.