Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Qupperneq 332
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Es ist jedoch unsicher, wieweit einst eine Verbindung zwischen den
verschiedenen kleinen Gebieten, in denen es heute vorkommt, bestand,
da es sich eigentlich nur um eine von dem Vb. (ti)elska seg (§ 157) beein-
flusste Nebenform von held(a), hild(a) handelt, die an mehreren Orten
parallel entstehen konnte. Vor allem der Beleg Hedm. 9 (NO), der
durch altes helda von den iibrigen Vorkommnissen getrennt ist, spricht
deutlich fik Parallelbildung. Dass der Typus sekundår aus held{a),
hild(a) entstanden ist, wird schon durch die Parallele im Vokalismus
nahegelegt (vgl. dazu § 160) und ist auch aus wortbildungsmåssigen
Grunden wahrscheinlicher als die Annahme einer selbståndigen Sub-
stantivbildung zum Adj. heil (*heilska<*hailiskon), da Bildungen auf
-ska zu Adjektiven ohne -sk zwar an sich moglich, aber doch nicht so
gelåufig sind16, dass man in Gebieten, wo bereits eine alteingesessene
Form vorhanden ist, ohne weiteres damit rechnen konnte.
Zusammen mit heile, heiln, hels und (h)elska, hilska hildet held(a),
hild(a) in seiner heutigen Verbreitung einen eigenartigen Halbkreis vom
siidl. Rog. iiber Slid- und Sudostnorwegen, Østerd. und oberes
Gbd. bis nach Nordwestnorwegen, der ein grosses Gebiet mit dem
deutlich jiingeren greida (und tw. greidsla) umschliesst.
153. Greida (greia, greie, grei’) f., håufig im PI. greidor (greior, greio,
greier, greie bzw. bf. greione, greiene, greiudn uå.), zT., aber nach dem
FB nicht iiberall feststellbar, auch greide (bzw. greie) m. oder n.17 (vgl.
awestn. greidi m. »Entbindung«18), ist heute die weitaus verbreitetste
Bezeichnung fur die Nachgeburt der Kuh. Soweit aus den Angaben in
NO (einschl. GrMs) ersichtlich ist, wird sie iiberall von der Kuh ge-
braucht, nur vereinzelt daneben auch von andern Haustieren19. Sie
herrscht in zwei grossen, ziemlich weit auseinanderliegenden Gebieten:
a) in dem von den in § 151 f. behandelten Typen einschl. bunad (§ 154b)
umschlossenen Gebiet im zentralen Westnorwegen (vom mittl.
Rog. bis Sfj. und vereinzelt Nfj.) und im inneren Siidnorwegen
(oberes Tel., Hall., Valdres, Land) bis nach Ring. (Busk. 7), Had.
und Toten,
16. Vgl. Olson, App.Sb. § 77; Johannesson, Suffixe § 101.
17. Mask. lt. FB in Hord. 31,32(a/b), lt. NO auch in Hord. Masf.; Sogn o.F. 3, lt.
Ross auch in Ytre Dale in Sogn o.F. Fjaler, — neutr. lt. FB in Sogn o.F.
16(b); Nordi. 14; Troms 5; vgl. dazu auch Beito, Genusskifte S. 208.
18. S. Fritzner I 636.
19. So von der Nachgeburt der Sau lt. einer Angabe aus Hord. Ølen.