Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 337
DIE NACHGEBURT AUSSTOSSEN
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B) VERBEN IN DER BEDEUTUNG
»DIE NACHGEBURT AUSSTOSSEN« (Karte48)
157. Auch hier finden wir sowohl im Norw. als auch in den Tochter-
sprachen eine Reihe von zu heil(-) »gesund« gebildeten Wortern und
Ausdriicken. Wåhrend sie aber hier auch im Får. vertreten sind, zeigen
sie anderseits im Norw. eine geringere Verbreitung als die Subst. Sie
sind fast ganz auf Siidnorwegen: Agder, sudostl. Tel., Vestf., unteres
Busk., Akersh. mit Vinger und Teilen von Hedmark, beschrånkt
und kommen sonst nur in geringen Resten im mittl. und sudl. Ro g.,
in Nordwestnorwegen (S-Møre/Nfj./Sfj.) und im mittl. Østerd.
(Hedm. 13) vor.
a) An einigen Orten in Nfj. und Sfj. gilt der Ausdruck kyra vert
(biir) heil (att) »die Kuh wird wieder gesund« (Sogn o.F. 14,17,21a/b);
vgl. auch kyra er heil (att) Sogn o.F. 13,18, lt. Torp, MM 1913: 24
auch in N-Hord.40.
Im Isl. ist vor allem der Ausdruck kyrin er ordin heil, der den Zustand
nach dem Austreten der Nachgeburt bezeichnet, allgemein verbreitet,
aber auch hier wird gelegentlich der Vorgang selbst mit kyrin veréur heil
wiedergegeben.
Entsprechendes kennt auch das Får.: kugvin er heilvordin als Bezeich-
nung des Resultates41, kugvin verdur (lt. Får. 6 gerist) heilvordin als
Bezeichnung des Vorganges. Letzteres ist, obwohl nur an wenigen
Orten genannt, der einzige einschlågige Verbalausdruck im Får.
b) Norw. heila (seg) erscheint in åhnlicher, wenn auch etwas geringerer
Verbreitung als das Subst. heile: teils im osti. Tel., teils an der Kiiste
von V-Agd. Das Verb wird iiberwiegend refl., lt. V-Agd. 2,11,12 jedoch
intr. (zB. ho heila ei kort stund etter kalvinga V-Agd. 11) gebraucht.
Nach Ross’ Angabe 'heil(l)e seg. Østl.’ scheint es fruher im Osten
bedeutend weiter verbreitet gewesen zu sein (vgl. aber auch unter d).
Entsprechendes isl. heilast (teils als ian-, teils als d«-Vb. flektiert)
ist im Nordwesten (einschl. Westfjorde) und Norden der Insel von
Hnapp. bis N-J>ing. im Gebrauch. Es bildet mit dem im Suden und
Osten herrschenden, aber seinerseits im Gebiet von heilast seltenen
hildgast einen recht deutlichen Nord/Siid-Gegensatz. Das vereinzelt
im Suden und Osten vorkommende heilgast ist wohl als Kreuzungsform
40. 'heil, om ko som har sluppet efterbyrden’ Nfj., N-Hord.
41. Mitgeteilt von Far. 8,9,11-13,22,24-27.