Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 345
’galt’ sein
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In der Bed. »in den letzten Wochen vor dem Kalben keine Milch
gebend« ist jedoch gjeld in Norwegen im wesentlichen auf die siid-
westlichen und westlichen Landesteile, von Ro g. (mit V-Agd. 20)
bis Sfj. und tw. noch Nfj., beschrånkt. Ausserhalb dieses Gebietes
finden sich nur wenige Streubelege in Gbd. und (in der Form avgjeldad;
vgl. u.) in Hall. Es ist zu beachten, wie genau die Grenze zwischen
westlichem gjeld und ostlichem ho står borte, ho er avlaten, abgesehen
von diesen vereinzelten Belegen, von Ro g. bis Nfj. dem Hochgebirgs-
kamm folgt. Da im gleichen Raum von gjeld abgeleitete Verben fur
»’galt’ werden« (gjeldna, gjeldast, avgjeldast usw.) sowie auch flir
»’galt’ melken« (avgjelda, gjelda av, ut) im Gebrauch sind (vgl. § 166),
kommen neben kyra er, står, går gjeld auch sekundåre Typen vor:
ho er avgjeld, auch avgjeldad bzw. avgjelda, vor allem in Ro g., ho er
avgjeldnad (bzw. avgjelna) vereinzelt in Sogn o.F. 13, ho er utgjeld an
einigen Orten im mittl. und nordl. Hord.
Im Isl. ist kyrin er oder stendur geld der gelåufigste Ausdruck fur das
Galtsein infolge Tråchtigkeit. Vereinzelt werden in dieser Bedeutung
auch geldstæå, geldmjolka (indekl. Adj., das aber zT. auch von Kuhen
gebraucht wird, die Milch geben, ohne gekalbt zu haben), kyrin er i
geldstodu (dazu geldstoåukyr Isl. 39), ferner geldmylk (Isl. 10) und
das Subst. geldkyr3 genannt.
Im Far. wird geld zwar auch oft als Antwort auf Frage E 6 a angefuhrt,
doch ist es nicht sicher, ob alle diese Angaben richtig sind. Das Wort
ist in der vorliegenden Bedeutung jedenfalls nicht allgemein bekannt4,
wåhrend anderseits der sicher verbiirgte Ausdruck kugvin er slept
(§ 165 f) aus allen Landesteilen mitgeteilt wurde.
163. Nordlich an das gjeld-Gebiet schliesst sich in Norwegen der
Typus kyra, kua er, oft står bzw. stend, vereinzelt (in Møre o.R. 9)
gjeng turr (tyrr, tørr, tør), eigentlich »trocken«, an, der von Nfj. der
Kiiste entlang uber Møre, die åussern Gebiete des Trøndelag,
Nordl. und Troms bis nach Finnm. reicht, zT. allerdings konkurren-
ziert von andern Ausdrucken, insbes. kua står borte, ho er (av-, opp)sinad,
ho er undangått. Ausserhalb dieses Gebietes erscheinen nur vereinzelte
Streubelege, aus denen sich kaum sichere Schliisse auf eine einst weitere
3. Isl. 6,25,39,41,63,71,72; wirklich hieher?
4. Prof. Chr. Matras und der sehr gute Gwm. Får. 22 kennen es in dieser Bedeu-
tung nicht.