Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 360
330
RIND
im Anord. auch andere Worter zur Verfugung standen: so vor allem
das allgemeine brjést9, gelegentlich auch geirvarta10.
Wåhrend spene im Dån. heute kaum mehr im Gebrauch ist, ist es
in der Bed. »Zitze der Kuh (und anderer Tiere)« noch in weiten Gebieten
des nordlichen Skandinaviens lebendig. Im Isl. herrscht es in dieser
Bedeutung heute noch unumschrånkt* 11, wåhrend die menschliche
Brust(warze) mit brjost, brjéstvarta, geirvarta bezeichnet wird. Im Får.
kommt spini allerdings, obwohl von JM ohne Einschrånkung angefiihrt,
nur noch in geringen Resten vor: Får. 23 nennt ’langar spinar' (an-
scheinend als Fem.) als veraltet, und aus Får. 25 wird die von JM nicht
verzeichnete Form speni n. mitgeteilt12; im iibrigen aber ist boppa usw.
(§ 176) auch als Bezeichnung der tierischen Zitze herrschend geworden.
In Norwegen fehit spene nirgends auf weite Strecken, doch ist es
im Siiden und Siidosten (mit patte) und im Osten (mit pappe und tatte)
eher spårlich vertreten und wenigstens teilweise erst unter dem Ein-
fluss der Schrift- und Fachsprache13 wieder eingefiihrt. In mehreren
Angaben aus Agder14 wird patte gegeniiber spene ausdriicklich als das
åltere, bodenståndigere Wort bezeichnet, wåhrend anderseits das alleinige
Vorkommen von spene im oberen Set. sicher als konservativer Zug zu
beurteilen ist15. So durfen wir wohl sagen, dass spene heute im wesent-
lichen auf Westnorwegen vom siidl. und mittl. Ro g. an einschl.
Set., Hall. und Valdres, auf den Trøndelag und Nordnorwegen
beschrånkt ist und dass insofern ein gewisser West/Ost-Gegensatz
besteht, als die sudlichen und siidostlichen Neuerungen in S tid- und
Ostnorwegen im wesentlichen durchgedrungen sind, im Westen und
Norden jedoch (wenigstens als Benennungen der tierischen Zitze)
keinen Eingang gefunden haben.
9. S. Fritzner I 188 (Bed. 2).
10. Gewohnlich von der månnlichen Brustwarze; vgl. Fritzner I 572;C1-Vigf. 196.
11. Das von Bl on dal angefiihrte tappi, eigentlich »Zapfen«, das in einem Vers in
Jon Årnasons Pjååsogur I (1862), 38 vorkommt (’Lo, 16 min lappa, såra ber
fiu tappa’, eine Kuh, die schwer zu melken ist), wird durch das FB nicht beståtigt
und beruht sicher iiberhaupt nur auf gelegentlicher, individueller (jbertragung.
12. Diese Angabe wird durch den Hinweis des Gwm.s Får. 22, auf Suduroy komme
(PI.) spenir vor, gestiitzt. JM kennt dagegen iiberhaupt keine e-Form.
13. ZB. braucht es Høie-Tilrem von den Zitzen der Kuh, Ziege und Sau.
14. A-Agd. 10; V-Agd. 1,7.
15. Entsprechend wird zB. auch in Hedm. 19 [sponrto] als ålteres, heute weniger
gebråuchliches Wort gegeniiber allgemein gelåufigem pappe bezeichnet.