Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 381
NORMALLAUTE
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wird teilweise ausgefiillt oder doch verringert durch Belege, nach denen
gaula die stårkeren Laute, das Briillen bezeichnet: im FB vor allem
aus dem inneren Nfj. und Sfj. sowie aus Hedm. 17,19 und S-Tr.
16, in NO auch aus dem mittl. Gbd. (Oppi. 18), Romsdal (Bolsøy)
und Oppdal (S-Tr. 12). Die Angabe aus Oppl. 18 erklårt das Wort mit
»brøle sterkt og vedholdende«, und auch in Troms 1 wird es angeblich
speziell von anhaltendem Muhen oder Briillen gebraucht. Anderseits
kommt vereinzelt auch Spezialisierung auf die schwåcheren Laute des
Rindes vor: so lt. Ro g. 22; N-Tr. 11.
Diese letztere Bedeutung ist im Isl. die Regel. Nur in Westisland,
von Kjos. bis Strand, einschl. Westfjorde, wird gaula teilweise
von den Normallauten gebraucht11, wåhrend baula, das im Isl. ge-
wohnlich diese Laute bezeichnet (vgl. § 190), hier zT. auf die Bezeich-
nung der schwåcheren Laute eingeschrånkt ist (zT. gilt in diesen Gegenden
anscheinend eine andere Einteilung mit nur zwei Starkegraden). Im
iibrigen ist gaula in der Bed. »schwach muhen« sozusagen im ganzen
Land (neben drynja, nauda, rymja, auch murra) gebråuchlich, wenn es
auch in der ostlichen Hålfte offensichtlich etwas weniger gelaufig ist.
Einige Angaben12 schrånken es auf die schwachen Laute des Kalbes
ein. Lt. Isl. 38 bezeichnet es einen schmerzlichen Laut, den Kålber
oder andere Tiere ausstossen, wenn ihnen etwas fehit. »Muhen« ist
iiberhaupt keineswegs die einzige Bedeutung des Wortes. Nach den
Belegen aus dem Awestn.13 wurde es in der alten Sprache recht allge-
mein i.S.v. »heulen, schreien« gebraucht, und lt. Aasen kommt es
in dieser Bedeutung heute noch in ganz Norwegen vor. Denselben
allgemeinen Sinn hat auch entsprechendes far. geyla »skrige, skråle,
brøle« (JM), das gewohnlich nicht auf die Laute des Rindes bezogen
wird, und in dieser Bedeutung ist das Wort auch ins Shetl. (gjol »briillen
im allgem. oder iibertr.«14, gøl »wehen, heulen, vom Wind«15, daneben
allerdings auch golbrøl »lautes Briillen der Kiihe«16), Orkn. (gowl
Subst. »plotzlicher Ausruf«, Vb. »briillen, laut schelten«17) und in engl.
Dialekte in Nordengland, Schottland und Irland (gowl »heulen,
11. Schon durch Jon 6lafsson, 1730/79 bezeugt.
12. Isl. 5,12,26,35,36,39,67,76.
13. S. Fritzner I 566.
14. Jakobsen, Shetl. 225.
15. Ebd. 281.
16. Ebd. 247.
17. Marwick, Orkn. 59.