Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 386
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RIND
(beim Kalben) oder Drang, gemolken zu werden, von sich gibt. Wie
schon § 187 angedeutet wurde, låsst sich jedoch aus dem FB nicht genau
ersehen, ob sich alle diese Worter bedeutungsmåssig vollig decken.
Es ist manchenorts mit feineren Differenzierungen zu rechnen, die im
FB nicht zum Ausdruck kommen1. Da aber Mehrfachmeldungen
(wenigstens ausserhalb des Isl.) recht selten sind, darf man die Gefahr,
Nichtsynonymes zu vermischen, im allgemeinen doch als gering ansehen.
Die hier zu behandelnde Wortgruppe bietet ein Beispiel dafur, wie
ein urspriinglich gemeinnord. Wort in nachaltnordischer Zeit im Innern
seines Verbreitungsgebietes durch neuere Typen verdrångt werden kann,
so dass dann eine deutlich sekundåre Beziehung zwischen den norw.
Tochtersprachen und dem ostlichen Norden entsteht. Dieses Wort ist
drynja (jan-Vb.), das urspriinglich nicht nur gemeinnord. ist, sondern
auch Entsprechungen in got. drunjus »Schall« und mit etwas abweichen-
dem Vokal auch in ndd. dronen (woraus nhd. drohnen)2 hat. Die Be-
deutung ist im ganzen Norden bemerkenswert einheitlich: das Wort
bezieht sich auf dem ganzen Gebiet in erster Linie auf schwaches (lang-
gezogenes) Muhen bei geschlossenem Maul: so im Norw., Får., Isl.
(vgl. u.), in den schwed. Dialekten3, im Dån.4, Shetl.5 und wohl auch
im Orkn.6. Aschwed. ist das Wort nur im Sinne von »muhen (von einem
Ochsen)« belegt7, und auch der einzige Beleg aus dem Awestn. (dryn-
hraun drykkjar, Kenning fur »Stierkopf«8) låsst fur das Verb eine ent-
sprechende Bedeutung erschliessen. Andere Bedeutungen wie »nachlåssig,
undeutlich sprechen, murmeln«9, »zaudern, langsam sein«10, »dosen,
gaffen«11, die nur auf kleineren Gebieten vorkommen, sind also sicher
1. So bezeichnet lt. Hord. 15b, 32a; Sogn o.F. 13 syta offensichtlich nicht den
gleichen Laut wie tryta, doch fehlen genauere Angaben.
2. Vgl. Kluge-Mitzka18 143 f.
3. Vgl. Rietz 100 a; Gustavson 146; Vendeli 148 b; Wessman I 134.
4. Vgl. ODS III 1062.
5. Vgl. Jakobsen, Shetl. 127.
6. Lt. Marwick, Orkn. 35 nur im Part. Prås. drunyan. Es ist wohl zu bezweifeln, dass
Marwicks Definition »making a loud, plaintive, bellowing sound — espec. of a
cow bellowing for food« einen wesentlich andersartigen Laut meint.
7. In einer Handschrift von 1492; vgl. Soderwall I 203 (Hellquists Angabe
’drona 1604 osv.’ ist also ungenau).
8. Vgl. Lex. Poet. 89.
9. Vgl. Ross 116; Rietz 100 a; Feilberg I 210; Jakobsen, Shetl. 127; Kalkar
I 391.
10. Vgl. Hellquist 159 f.; Kalkar I 391.
11. Feilberg I 210.