Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 389
SCHWÅCHERE LAUTE
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drynja muss jedoch tryta urspriinglich wohl in einem etwas andern Sinn
verwendet worden sein, denn als ian-Vb. mit Umlaut muss es ebenfalls
eine alte, vorwikingerzeitliche Bildung sein. Zwar kann man, wenn man
sich Torps Erklårung (S. 812) als Ableitung von trut »Schnauze«
anschliessen will, an die Nebenform tryta f. als Ausgangspunkt denken.
Aber Torps Etymologie vermag trotz Parabelen wie myla und s tryta
(s. Anm. 30) nicht vollig zu uberzeugen, da das Vb. tryta grosstenteils
in einem Gebiet vorkommt, in welchem das Subst. trut, tryta wenigstens
heute fehit, und ob dies einst in ganz Norwegen heimisch war, ist
wohl doch zweifelhaft, da es ein vor allem ostskand. Wort zu sein scheint.
Deshalb ist eher Zusammenhang mit trjota, isl. prjota »zu Ende gehen«
zu erwågen, wobei in erster Linie an Ableitung vom Subst. isl. prjotur
»Forbryder (der nægter haardnakket), Benægter; Stivnakke« (Biondal)
oder vom gleichlautenden Adj. mit der Bed. »trodsig, ulydig« (ebd.)
zu denken ist. Da es sich vor allem um einen Ausdruck des Verlangens
handelt, stehut bedeutungsmåssig isl. preyta »sich streiten um etwas,
erschopfen« sehr nahe.18 Da die Bed. »schmollen, sauer dreinsehen« aus
Dal ane und dem oberen Gbd. bezeugt ist, konnte man sich denken,
dass hier die urspriingliche Bedeutung vorlåge, die in zwei peripheren
Gebieten erhalten, dazwischen aber durch die jiingere Bed. »schwach
muhen« abgelost worden wåre. Das Kerngebiet dieser Bedeutung liegt
deutlich in Siidwestnorwegen: von hier ist tryta der Kiiste entlang
gegen Norden auf Kosten von drynja und syta vorgestossen. Dass es
wenigstens in S-Møre noch recht jung ist, zeigt Leem, der es nur aus
Rog. Av. kennt, wåhrend anderseits allerdings schon eine Wortersamm-
lung von 1810 aus Volda (= Møre o.R. 4) den Beleg ’trytte, smaabrøle’
enthålt19.
193. Eine Reihe von hieher gehorenden Bezeichnungen wird durch
Worter gebildet, die eigentlich »klagen, jammern« bedeuten. Sie werden
weitgehend synonym mit den vorhergehenden gebraucht, obwohl
gelegentlich etwa syta und tryta bedeutungsmåssig auseinandergehalten
werden (vgl. Anm. 1) und obwohl diese Worter natiirlich fur Laute des
Behagens von Hause aus nicht geeignet sind.
a) Den Hauptbestand dieser Gruppe bilden norw. suta, syta und
dazugehorige Intensivbildungen auf -r. Abgesehen von einem kleinen
18. Vgl. zu dieser Sippe Johannesson, Et.Wb. 459; Pokorny I 1095 f.
19. Indrebø, Bygdemålsskrifter S. 147.