Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 393
laute: zusammenfassung
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C) ZUSAMMENFASSUNG
195. Zusammenfassend konnen wir die Entwicklung des Wortfeldes
»Laute des Rindes« (unter Einschluss der Bed. »briillen«) etwa so
darstellen* 1:
Zunåchst, dh. etwa zur Zeit unmittelbar vor der Auswanderung nach
den westlichen Inseln, herrschten im norwegischen Mutterland wohl
im wesentlichen die folgenden Typen: 1. als Bezeichnungen der Nor-
mallaute westl. gaula, osti. rauta (§ 189), 2. als Bezeichnung der schwå-
cheren Laute drynja (§ 191), 3. in der Bed. »briillen« belja (vor allem im
Westen), baula im Osten und Norden, wobei dahingestellt bleiben muss,
ob das Gebiet von baula in der Gegend des Trøndelag bereits von
belja durchbrochen war (vgl. § 190 a).
Ins Isl. gelangten alle diese Typen, vielleicht mit Ausnahme von rauta,
das hier nirgends als Bezeichnung von Lauten des Rindes bezeugt ist.
In der Folge wurde im Zuge des ’kolonialen’ Sprachausgleichs baula
auf das Feid der ’Normallaute’ abgedrångt und schob seinerseits das
alte gaula weitgehend auf die Bezeichnung der schwåcheren Laute ab.
Trotz dieses Schubes blieb drynja im wesentlichen in dieser Bedeutung
bestehen, nahm aber zT. doch etwas abweichende Bedeutungen wie
»bose brummen (vom Stier)« an. In dieser letztern Bedeutung sind
sonst heute vor allem die Yerben blota und bolva im Gebrauch, welche
norw. bula N-Tr. 11; gaara N-Tr. 4; humra Oppl. \=kumra Isl. 27 (von
Kålbern); norw. mumra Sogn o.F. 9; mykta (møkta) Rog. 1,17 (vgl. Torp 443);
myla Hord. 12,14,21a,32b (eigentlich »den Mund verziehen«, dann »flennen«
usw.; vgl. Torp 443); snørra (in Hedm. 10 mit -r-) im siidl. und mittl. Østerd.
(vgl. snurra »schnurren«); stanka Hedm. 19; stryta vor allem an einigen Orten
des mittl. Hord. (eigentlich »schmollen«, zu strut, stryta »Schnauze«; vgl. Torp
731 f.); stynja Hedm. 19; Tel. 1,10; Rog. 8 = isl. stynja Isl. 35,43 (eigentlich
»stohnen«, wenigstens im Isl. nur bei Schmerzen, Krankheit); norw. taura N-Tr.
1 (eigentlich »knurren, brummen«; vgl. Torp 774); tauta N-Tr. 7,9 (eigentlich
»knurren, klagen«; vgl. Torp 774); ymla Rog. 2 = isl. umla Isl. 4,25,31,50,51
(eigentlich »murmeln, munkeln«; vgl. Torp 836; Blondal usw.); norw. ymta
(bzw. -ø-) Tel. 16 (eigentlich »leise sprechen, munkeln«); øna A-Agd. 16 (eigent-
lich »schnuppern«?; vgl. Torp 884); iiber rauta in der vorliegenden Bedeutung s.
S. 349, Anm. 2, — isl. emja Isl. 25 (eigentlich »heulen«); nudda Isl. 25,42,44
(»flehen«, auch »leise trållern«); rella Isl. 8 (»anhaltend um etwas bitten, miirrisch
sein«); ymja Isl. 25 (»murmeln, grunzen«), — far. skrenja Får. 14,19 (eigentlich
»heulen, Klagelaute ausstossen«),
1. Dass die nachfolgende Darstellung weitgehend hypothetischen Charakter hat,
braucht wohl kaum besonders betont zu werden.