Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 394
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RIND
aisl. nur in der Ausgangsbedeutung »(ver)fluchen, verdammen« (blåta
ausserdem in der Bed. »opfern«) belegt sind2. Ausserdem traten als
Bezeichnungen schwåcherer Laute, wohl erst nach der anord. Periode,
die isl. Sondertypen nauåa (im osti. Island) und rymja, in beschrånktem
Umfang auch murra, zu drynja und gaula hinzu. Auch in der Bed. »briil-
len« kamen neben dem bis heute auf ganz Island verbreiteten belja
neue Typen auf: oskra, schon aisl. in der Bed. »briillen (vom Stier)«
bezeugt3, heute die gelåufigste Bezeichnung der starken Laute, zT.
gegeniiber belja in dem Sinn differenziert, dass es noch stårkere Laute
bezeichnet — grenja, heute in dieser Bedeutung allgemein verbreitet
ausser im Silden — orga, nur in der ostlichen Hålfte der Insel von S kag.
bis V-Skaft.
Im Far. ist es nicht ganz sicher, welcher Typus in der alten Sprache
fur die Normallaute im Gebrauch war, da eine Entsprechung von rauta
fehit und geyla sich in seiner heutigen Verwendung nicht auf die Laute
des Rindes bezieht. Sicher ist nur, dass das heute in dieser Bedeutung
allein gebråuchliche belja diesen Platz erst einnahm, als es von yla,
das nur im Får. die Bed. »briillen, vom Rind« entwickelt hat (vgl. § 190
b), aus dieser Bedeutung verdrångt wurde.
Im Norw. ist in den Bedeutungen 1 und 3 der alte Zustand im we-
sentlichen erhalten geblieben; doch haben sich rauta und belja (bølja)
in neuerer Zeit auf Kosten von gaula bzw. baula weiter ausgebreitet, so
dass diese beiden Typen jetzt nur noch in rel. kleinen Restbestånden
im westlichen und nordlichen Norwegen bzw. im Siidosten und in
Nordi. erhalten sind. Anderseits ist die Stellung von belja durch das
Yordringen einzelner neuerer Worter fur »briillen«: das lokale olma
(im Gebiet Lof. - Vesterålen - Troms) und das wohl iiber Bm. und
Dån. aus dem Ndd. entlehnte brøla (wie auch durch das in ganz Siid-
norwegen von Tel. bis Sogn o.F. verbreitete Spezialwort fiir das
Briillen des Stiers: bura, baura) bis jetzt kaum angefochten. In Bedeutung
2 ist drynja im Verlaufe der jungeren Entwicklung von neu aufkommen-
den Typen: vor allem tryta im Sudwesten und Westen, suta, syta (einschl.
r-Formen) hauptsåchlich im nordlichen Norwegen, auf ein rel. kleines
Restgebiet in Siidostnorwegen zuriickgedrångt worden.
2. Vgl. Fritzner I 159.231.
3. Ebd. III 1093.