Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 401
WIDDER
371
bekre (von dem sich hier zT. noch Spuren finden; vgl. § 201) das ur-
spriinglich bodenståndige Wort flir »Widder« war. Dies muss jedoch
sowohl nach der råumlichen Lagerung der t/tZ-Variante (vor allem in
rel. verkehrsentlegenen Gebirgs- und Fjordgegenden) als auch im Hin-
blick darauf, dass auch im Bm. vær die gewohnliche Form ist13, als
vollig abwegig bezeichnet werden. Dagegen låsst sich vedde miihelos
den im Nord. nicht seltenen Tierbezeichnungen mit schwacher Bildung
und hypokoristischer Geminate (vgl. etwa isl. graddi, griddi § 137, viel-
leicht auch tuddi »Stier« § 140, ferner schwed. dial. kidde »Zicklein«)
anschliessen14.
Norw. veder bzw. ver usw. wird gewohnlich sowohl vom månnlichen
Schaf im allgemeinen als auch vom zuchtfåhigen Widder im besondern
gebraucht15, doch werden daraus durch verschiedene Zusammensetzun-
gen auch Spezialbezeichnungen sowohl fur das zuchtfåhige wie fur das
kastrierte Tier gebildet: fur das zuchtfåhige gra(d)-, auch avls-, bruks-,
brund-, runn-, spring-, sprang-, stå-, ti{d)ings-v., fur das kastrierte gjeld-,
auch klakk(e)-, klappe-v,16
Im Isl. muss das Wort schon in der alten Sprache selten, jedenfalls
seltener als hrutr (vgl. § 203) gewesen sein, da die Worterbucher aus
der aisl. Prosa nur einen Beleg fur das Simplex (aus der Flateyjarbåk;
ausserdem noch die Zss. vedrarhorn aus Snorris 6lafs saga helga und
aus der Gisla saga) neben zwei sicher altnorwegischen (aus dem ålteren
Frostathing-Gesetz) und zwei Belegen aus Stjorn, die wir wohl eben-
13. Die Form vedder wird von NROB II 3671 in der vorliegenden Bedeutung als
literariscb und im allgem. veraltet bezeichnet.
14. Vgl. hiezu. Johannesson, Mediageminata S 58.
15. Vgl. etwa die Angabe aus Oppl. 9: ’Vér vert nok nytta om båe (avleført og ka-
strert handyr), men helst om gravér’.
16. Auf die Verbreitung der verschiedenen Zusammensetzungen kann hier nicht
nåher eingegangen werden. Nur auf runn-, run-, rung-, ruvér, -veir als einen aus-
geprågt siidnorw. Typus sei besonders hingewiesen: er ist lt. FB in beiden Agder,
in Dalane und Jæren im Gebrauch; Ross belegt ihn ausserdem fur Tel. (vgl.
auch rombøkår in Tel. lt. Aasen; vgl. u. § 201). Auch entsprechende Zusammen-
setzungen bei andern Tiergattungen sind auf dieses siidwestnorw. Gebiet beschrånkt:
so runnbukk, das lt. FB hier ebenfalls verbreitet ist, und rungstut, das lt. Aasen
in Lista vorkommt. Anderseits finden sich allerdings Entsprechungen auch
ausserhalb Norwegens: so ronnevær in JUti. (vgl. Feilberg III 78) und runn.
våre uå. in Bohuslån und V-Gotl. (Rietz 548 b). Vgl. hiezu Zetterholm
1953, S. 15; Torp 550; Kolb S. 52.