Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 406
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vor. Obwohl das Wort aus dem Anord. nicht bezeugt ist und sich auch
in den Nachbarsprachen nicht nachweisen låsst, scheint es eine alte
Bildung zu sein, da es wohl zu idg. *(dher-:) dhor-: dher- »springen,
bespringen« (in griech. SopoQ, Bo pr] »månnlicher Same«, Bopvvpou,
Bopvvopoa »bespringen« ua.) gehort33. Es scheint auch friiher auf Is-
land allgemeiner verbreitet gewesen zu sein, da es aus dem 17. Jh. in
einem Gedicht des Ostislånders Stefan Olafsson (ca. 1620-1688)
belegt ist34.
203. Neben bekri und dorri, die geographisch beschrånkt und auch dort,
wo sie vorkommen, teils wenig gebråuchlich, teils in der Bedeutung
spezialisiert sind, herrscht als Haupttypus auf ganz Island lirutur m.
(auch in den Zssen. brundhrutur »flir die Zucht bestimmter Widder«,
vereinzelt Uf hrutur »dass.« I si. 18; dazu die Koseform hrutsi, hrussi m.,
die an einigen Orten Ostislands anscheinend in mehr neutralem Sinn
verwendet wird). Hrutur wird von allen Belegorten mitgeteilt und von
einigen Gww. (Isi. 17,36,56) ausdriicklich als gelåufigste Bezeichnung
des Widders hervorgehoben. Das Wort, das gewohnlich zu idg. *ker-
»das Oberste am Korper, Kopf, Horn, Gipfel« (in isl. horn, auch hreinn
»Rentier«, hjortur »Hirsch« ua.) gestellt wird35, von Hause aus also
»gehorntes Tier« bedeutet, ist auch aus anord. Zeit gut belegt, scheint
aber schon damals als Appellativ weitgehend aufs Isl. beschrånkt gewesen
zu sein, wo es schon in der alten Sprache besser bezeugt ist als veår
und bekri. Es kommt zwar auch in Stjorn und in Konig Erik Magnus-
sons Nachtragsgesetz fur Island (Tønsberg 1294) vor, ist aber sonst aus
dem Anorw. vor allem als Personenname (in DN und Olafs saga helga)
belegt36. Heute finden sich in Norwegen nur noch Spuren in Ortsnamen
(Bergnamen), die allerdings, wie es scheint, iiber das ganze Land ver-
breitet sind37. Auch das Far. weist nur noch einige wenige Reste auf:
33. Vgl. Johannesson, Et.Wb. 518, zur idg. Wurzel auch Pokorny I 256.
34. Stefån Ølafsson, Kvædi Bd. 1 (1885), S. 271.
35. Vgl. Johannesson, Et.Wb. 229; De Vries 262; FT 413 (unter Hjort)-, Hell-
quist 356 (unter hjort). 1382 (unter vådur)-, Pokorny I 576; Persson, Idg. Wortf.
685, Fn. 1. 760; H. Kuhn, KZ 71 (1954): 136.
36. Vgl. Fritzner II 67 f.; Cl-Vigf. 288; Hertzberg 528; E. H. Lind, Norsk-is-
låndska dopnamn ock fingerade rtamn från medeltiden (Uppsala 1905-15) 593.
37. Vgl. Ottar Grønvik - Per Hovda, NoB 47 (1959): 158. Genauere Angaben
fehlen, doch kommt der Bergname Ruten jedenfalls auch in Ostnorwegen
(Oppl. Fron), im Trøndelag (S-Tr. Tydal) und in Nordnorwegen (Troms
Øverbygd) vor.