Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 417
’AU’
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Mit Recht fiihrt Zetterholm28 tikka auf ein Lockwort tikk zurtick
(entspr. schwed. tacka, zum Lockwort tack)29 und trennt es entgegen
einer fruher mehrfach vertretenen Auffassung von dt. Ziege, Zicke. Ent-
sprechende Lockrufe wie tikke-tikk, tikke-tikke, tikka-tikka, auch
teka-teka kommen in Norwegen in åhnlicher Verbreitung wie das
Appellativ, dh. in Østerd. - Gauld. - Tydal - Orkd. und sonst noch
vereinzelt in S-Tr. und N-Møre sowie in Vinger und Had. vor, wobei
bei den weit iiberwiegenden zweisilbigen Formen allerdings nicht sicher
auszumachen ist, wieweit sie wiederum sekundår vom Appellativ aus
gebildet sind.
Auch der Form tiksa entsprechen Lockrufe flir Schafe wie tiks-tiks,
tiksa-tiksa uå. Nach den Angaben im FB30, bei Ross und in NO schlies-
sen sie sich im wesentlichen westlich an das tikk-Gebiet an, greifen jedoch
im nordlichen Østerd. und in Gauld. stark in dieses iiber. Sie reichen
vom siidwestl. und westl. Trøndelag iiber N-Møre, Gbd. (auch
Valdres?) und inneres Sogn bis nach Busk. und Tel. hinunter, sind
also bedeutend weiter verbreitet als tiksa f. »Au«. Neben dem Lockruf
kommt zwar auch das Subst. an einigen Ortenin Busk. und Sogn vor,
wird hier jedoch als Kosewort fur »(weibliches) Schaf« gebraucht31. Ob
auch tiksa »kleines Mådehen« in N-Hord., im åusseren Sogn und in
Nfj. (NO einschl. GrMs) urspriinglich hieher gehort, ist wohl nicht ganz
sicher, da es auch32 mit tiksa »Hiindin«, einer aus dem nordl. Tr. und
S-Hel g. bezeugten33 selbståndigen Bildung zu tik »Hiindin«, identisch
sein konnte.
Tiksa »weibliches Schaf« ist von tikka bzw. vom Lockruf tikk aus
mit hypokoristischem s-Suffix gebildet; vgl. die Parallelbildung tikla f.
»junges weibliches Tier, Kuh oder Schaf«, die Ross (durch das FB nicht
beståtigt) fur S-Tr. anfiihrt34. Von der Funktion als Kosewort aus ent-
wickelte sich dann einerseits der Lockruf, anderseits der Gebrauch als
gefiihlsmåssig neutraler Terminus.
28. Ebd. S. 66.
29. Vgl. dazu Hjalmar Ideforss, ANF 47 (1931): 39 f.
30. Nach dem 'primåren’ Fragebogen (vgl. § 6) erfragt!
31. Lt. Angaben aus Busk. 6,9,10; Sogn o.F. 6(a).
32. So lt. Torp 784.
33. Durch Ross; NO.
34. Vgl. Zetterholm 1940, S. 67 f. Die von Zetterholm erwogene Moglichkeit,
dass -s auf eine Zusammensetzung mit saudr zuriickgehen konnte, ist kaum ernst-
lich in Betracht zu ziehen.