Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 418
388
SCHAF
Ihrem Ursprung gemåss, handelt es sich sowohl bei tiksa wie bei tikka
um rel. junge Typen. Sie sind anord. noch nicht belegt und haben sich
gewiss verhåltnismåssig spåt auf Kosten von søyda, ær und wohl auch
saud ausgebreitet. Wie vor allem einer Angabe aus S-Tr. 235 zu ent-
nehmen ist, weichen sie jedoch heute wenigstens teilweise (im Gebiet
von S-Tr./N-Møre) vor dem stårkeren saud bereits wieder zuruck.
209.a) Als kleiner lokaler Typus herrscht im oberen Gbd. einschl.
Folldal (= Hedm. 15), lt. Angaben in NO und OS 43 aus Møre o.R.
Grytten, Hen auch im nordwestlich angrenzenden inneren Roms dal
skjedda (bzw. [sed,dd] uå.) f. Das Wort ist36 als mit skjedda f. »kleines,
mageres weibliches Tier, bes. Kuh oder Schaf« (Hord. lt. Ross), wohl
auch skidda »mageres Tier« (Hall. lt. Ross) identisch zu betrachten; vgl.
auch skjedda f. »flacher Stock« (S-Møre lt. Aasen)37. Es stellt somit
ein Beispiel fur den Obergang eines von Hause aus pejorativen Wortes
(wohl iiber scherzhaft - kosenden Gebrauch38) zur neutralen Bezeich-
nung dar.
b) Auch im Isl. kommen solche Falle vor:
1. rolla f., vielleicht mit Johannesson, Et.Wb. 712 zu einem germ.
rul- »dick, unformig, klotzig«. Das Wort wird zT. (leicht) pejorativ,
iiberwiegend jedoch gefiihlsmåssig neutral39 verwendet. Den unter a)
angedeuteten Ubergang zeigt die Bemerkung ’pejorativ oder kosend’
Isl. 12 an. Rolla ist neben ær im ganzen Lande sehr gebråuchlich und
wird lt. Isl. 35 heute sogar in zunehmendem Masse gebraucht40. Es
kann im PI. auch beide Geschlechter bezeichnen (vgl. § 196). Dagegen
35. Danach ist teks' in der betr. Ortsmundart alter als sau.
36. Mit Torp 583.
37. Torps weitere Herleitung < *skjadda < *skidda, einer Art ’Pejorativform’ zu
skida »Scheit«, ist allerdings fragwiirdig. Das Wort ist eher eine røn-Bildung zu
norw. dial. skadd »kleiner Felchen«, ae. sceadd, engl. shad »Alse, Clupea alosa«,
nhd. Schade »dass.«, auch isl. skaddur »natiirliche Brucke von Eis iiber einen
Bach oder Fluss«; vgl. dazu Johannesson,Et.Wb. 811; Torp 584,auch Johan-
nesson, Mediageminata S. 27.
38. Ein Rest des kosenden Gebrauchs liegt wohl in dem Lockruf skjedda-skjedda
Oppl. 21-23 vor.
39. So ausdriicklich lt. Isl. 24,52. Lt. Isl. 24,27,31 bezeichnet rolla vor allem åltere
weibliche Schafe, und ebenso gibt Jon 6lafsson 1730/79 als Bedeutung »agna
annosa« an.
40. Åhnlich lt. Isl. 64, wonach das Wort erst um 1900 von Westen her in S ud o st-
island eingefiihrt worden sein soli.