Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 424
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SCHAF
S-Møre und zT. auch N-Møre, sowie den Norden vom nordi. N-Tr.
(Namd.) iiber Nordi. und Troms bis Finnm. Im Trøndelag ist er
zwar heute selten, doch diirfen wir wohl aus Aasens genereller Angabe
’Trondhjem’ schliessen, dass er friiher auch hier recht allgemein ver-
breitet war. Eine Spur seines einstigen Yorkommens findet sich auch
in der Kreuzungsform ruv = røyve (vgl. § 214) in S-Tr. 6, und Angaben
im FB aus N-Tr. 13 und A-Agd. 101 zeigen deutlich, dass das Wort
sowohl im trondischen Gebiet wie im Siiden auf dem Ruckzug ist. Ebenso
darf wohl der durch das zugehorige Verb rua (vgl. u.) gestiitzte Beleg
Busk. 13 als Relikt angesprochen werden, vielleicht auch der geogra-
phisch stårker isolierte Beleg Østf. 3 (ebenfalls mit Vb. rua), zu dem
das Vb. rua »Wolle auffasern«, das Ross fur Oslo anfiihrt (vgl. u.),
und ruv = røyve in Busk. 4 eine schwache Briicke schlagen2. Weiter
ostlich, auf schwedischem Gebiet, fehit aber jede Spur des Wortes.
Die Kreuzungsform mit dem etymologisch eng verwandten und bedeu-
tungsmåssig immer noch nahestehenden røyve tritt zT. auch synonym
mit ru auf: so in Møre o.R. 19; N-Tr. 13,16, ebenso schon bei Bork,
Bø 16983.
Gelegentlich erscheint ru in Zusammensetzungen: so ru-ull Tel. 6 (vgl.
bei Aasen ’roull’ Tel., ruvull Namd.), ullaru Rog. 14b, vårru Sogn
o.F. 3,20; Nordi. 9,12a, vinter-, vetterru V-Agd. 13; Møre o.R. 4b,
17a, 19; Nor dl. 9. Das Nebeneinander von vinter- und vår-ru in Nor dl.
9 hångt mit der Unterscheidung von drei verschiedenen Arten von Wolle
zusammen. An andern Orten, wo ebenfalls drei Arten unterschieden
werden, bezeichnet ru teils nur die Friihlingswolle (so lt. V-Agd. 15:
neben haust-, vetrull), teils nur die den Schafen im Winter abgenom-
mene (so lt. Møre o.R. 17a; N-Tr. 13 sowie lt. einer Angabe in NO
aus A-Agd. 19). Auch das Nebeneinander von ru und veft (vgl. § 213)
wird gelegentlich in diese dreifache Differenzierung einbezogen: Møre
o.R. 17a unterscheidet zwischen haustull, vinterru und veft (im Fruhling).
1. N-Tr. 13: ’Før i tida var det vanleg å klippe sauene midt på vinteren, då kallast
ulla ruvaA-Agd. 10: ’før: runa, no: vetterulla'.
2. Der Beleg Østf. 3 bleibt merkwurdig, obwohl er durch eine Rttckfrage bei der
gleichen (87-jåhrigen, eingesessenen) Gw. ausdrucklich beståtigt wurde. Da andere
Leute in Østf. 3 das Wort anscheinend nicht kennen, ist doch auch mit der Mog-
lichkeit zu rechnen, dass es im Sprachgebrauch der betreffenden Familie auf
irgendeine Weise (durch Vorfahren aus westlicheren Gegenden?) eingeschleppt ist.
3. S. 20: ’Ruuv, den uld af faarene, som enten falder af sig selv, eller og flækis af
faarene om vaaren’.