Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 426
396
SCHAF
fort, die kleiner sind und bedeutend weiter auseinander liegen als die
beiden ra-Gebiete: a) in Westnorwegen vom westl. V-Agd. bis
S-Møre, — b) inNordnorwegen vommittl. Helg. bis Senja(Troms).
Das neuere klippa (mit Obj. sauen, sauene usw. oder ulla, rua, vef ten)
hat imTrøndelag auf breiter Front das rwa-Gebiet durchbrochen, hat
bereits ganz N-Møre und S-Helg. erfasst und ist auch schon im ubrigen
West- und Nordnorwegen eingedrungen7. An einigen Orten lebt rua
nur noch in anderer Bedeutung fort: in Oslo lt. Ross in der Bed. »Wolle
auffasern«, in Troms 6 in der Bed. »sich die Haare schneiden (lassen)«:
du treng å rue deg.
Wåhrend das Subst. ru im Far. aus den § 211 angedeuteten sachlichen
Grunden verschwunden, das Verb durch royta — das heute seinerseits
durch skera und klippa konkurrenziert wird (s.u.) — ersetzt worden ist
und sich im Shetl. nur das Verb ru (to ru de sheep »to pluck the wool off
sheep, when they are losing their coat«8), ebenso in schott. Dialekten
das Verb row, rue (vgl. Aasen) erhalten hat, ist das Subst. ru im Isl.
wenigstens in bestimmten Wendungen und in Zusammensetzungen
bewahrt.
Abgesehen von dem iibertragenen å rui og st{r)ui »in Unordnung,
durcheinander« kommt das Simplex lt. Blondal9 noch in der Verbin-
dung kind l ruum »Faar som endnu har den gamle Uld over den nye«
(Breibdalur) vor. Eine entsprechende Angabe findet sich im FB aus
dem benachbarten BerufjorSur (Isl. 60): danach ist ru nur in der Ver-
bindung i tvennum ruum (= i tvennum, tveimur reyfum), ausserdem in
der Zss. rubaggi (dazu rubaggakind) gebråuchlich. Ein Schaf ist l tvenn-
um ruum, wenn es im Herbst (beim Eintreiben von der Hochweide)
iiber der neuen Wolle noch den alten Wollpelz, der ihm im Friihsommer
hatte abgenommen werden sollen, tragt: hier scheint noch deutlich die
alte Bedeutung von ru »Friihlingswolle; Wolle, die das Schaf im Friih-
ling tragt« durch; der pluralische Gebrauch ist wohl sekundår und dem
Einfluss der Verbindung i tvennum, tveimur reyfum (vgl. u.) zuzuschreiben
(er liegt auch den vereinzelt aus Breibdalur mitgeteilten Zssen. ruakind,
ruarolla »Schaf, das noch im Herbst die Wolle des letzten Jahres tragt«
7. Lt. Sogn o.F. 17; Møre o.R. 7; Nordi. 11 ist rua bereits seltener als klippa.
8. Jakobsen, Shetl. 720.
9. Blondal fiihrt ausserdem fiirs Simplex noch die Bed. »strid, filtret Uld« aus
Bjorn Halldorsson an. Das Wort wird dort (II 215) mit »vellus, solox, Uld,
Laad« ubersetzt.