Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 431
GESAMTE WOLLE EINES SCHAFES
401
B) »DIE GESAMTE (ZUSAMMENHÅNGENDE)
WOLLE EINES SCHAFES«
214. Die Bezeichnungen des Wollpelzes eines Schafs, dh. der gesamten
Wolle, die ein Schaf auf sich tragt und die bei der Schur (oft als zusam-
menhångende Decke) gewonnen wird, seien hier kurz beigefugt, weil sie
ebenfalls einen engen Zusammenhang zwischen West- (und Nord-)
Norwegen und den Tochtersprachen zeigen und dadurch die west-
skand. Gemeinschaft durch ein weiteres Beispiel erhårten.
Die dem westskand. Sprachraum gemeinsame Benennung ist hier norw.
røyve, isl. reyfi, får. royvi n. Norw. røyve (an einigen Orten in Ro g.,
Hord. und Troms -ei-1, gelegentlich auch m.: Ro g. 12, oder f.: røyva,-e
bzw. -ei- Sogn o.F. 6b; Nordi. llb/c; Troms 4,5, auch in Zssen.:
ull(a)-, saud(a)-r., vereinzelt auch ru-r. »vinterfelden« Ro g. 15) kommt
heute in zwei in sich geschlossenen Gebieten vor: a) in Westnorwegen:
nordi. Rog., Hord., Sogn o.F. (mit einem Auslåufer in Møre o.R. 8),
— b) in Nordnorwegen (Nordi., Troms). Im Siiden muss das Wort
wenigstens bis vor kurzem weiter verbreitet gewesen sein: Aasen kennt
es auch aus Jæren, Ross aus Dalane und Tel. In NO ist es aus Roms-
dal wenigstens in einer Redensart (det er ulv under ullarøyvet) bezeugt.
Hinzu kommt die (in gleicher Bedeutung verwendete) Form ruv Busk.
4; S-Tr. 6 (hier deutlich n.), auch Nor dl. 9 (neben røyve), die durch
Kreuzung mit ru entstanden ist: sie erweist flir røyve (wie auch flir ru)
eine betråchtlich weiter nach Osten reichende friihere Verbreitung und
schlågt auch (zusammen mit Belegen flir ruv in der Bed. »Friihlingswolle«
aus Møre o.R. 19; N-Tr. 13,16; vgl. § 212) eine Briicke zwischen dem
West- und dem nordnorw. Verbreitungsgebiet.
Røyve, anord. reyfi, neutr. ia-St., ist Kollektivbildung zum Verb
awestn. reyfa in der Bed. »reissen, rupfen«2, bezeichnet also die Gesamt-
heit der Wolle, die (von einem Schaf) abgerupft wird (urspriinglich
abstrakt »das Reissen, Rupfen«3). Das Verb gehort zur idg. Wurzel
*reup-, einer Erweiterung zu *reu-, ist also eng verwandt mit ru, ruafiyja4.
1. In Rog. 12,14(b),20(a), lt. Aasen und Ross auch in Jæren und Dalane; Hord.
32(a); Troms 4,5, wohl durch vereinzelte Entrundung, wie sie Seip, Språkhist.
SS. 154.271 schon fttrs Anorw. aus sonst nicht entrundenden Gegenden nachweist,
allenfalls auch durch Einfluss von reiv »Wickeltuch«, reiva »einwickeln«.
2. Vgl. Fritzner III 95.
3. Vgl. zur Bildung Olson, App. Sb. § 37,2,d.
4. Vgl. Johannesson, Et.Wb. 710; Pokorny I 870.